In Lörrach gibt
es viele Springbrunnen. Man sieht sie auf den ersten Blick. In den
Geschäften, den Eingangshallen der Theater und Hotels. Es gibt
auffällig viele Springbrunnen. Erst gab es nur Anzeichen: In
einem Haushaltwarengeschäft drängten sich die Punks vor
den Regalen mit Körperpflegeprodukten. Dann sah ich eine Gruppe
von Punks in der Schalterhalle einer Bank, nicht an einem Kassenschalter,
sondern am Springbrunnen in der Mitte des Raumes. Dann die morgendliche
Gruppe von Bürgern am Springbrunnen auf dem Markt, die schweigend
das Einschalten der Fontäne erwarteten. Sie sahen dem Wasserstrahl
fünf Minuten lang wortlos zu und gingen mürrisch auseinander.
Dann ein strenges Verbotsschild an einem anderen Brunnen: „...werden
bestraft...“ und „...Fische sind auch Menschen...“
(in manchen Brunnen leben Fische).
Schließlich kommt eines Morgens ein Mann ins Cafe gerannt
und teilt dem Barkeeper und zugleich allen etwas mit. Alle springen
auf und wir laufen hinterher. Ein merkwürdiger Anblick: über
dem Brunnen wächst der Schaum immer höher und höher.
Die Kinder jauchzen, die Erwachsenen schimpfen auf die Punks, aber
die Empörung wirkt nicht überzeugend. Man sieht, dass
sie sich nicht wirklich ärgern. Der Schaum erreicht die Höhe
der Fontäne. Es ist ein unbeschreibliches Fest. Die Polizei
kommt und der Brunnen wird abgestellt. Dann rückt ein Spezialfahrzeug
an und pumpt das Wasser ab
Es stellt sich heraus, dass die Punks nachts Schaumbad in die
Springbrunnen gießen. Das ist eine alte Geschichte. Es hat
damit angefangen, dass im 13. Jahrhundert ein Mitglied des deutschen
Königshauses den Bürgermeister von Basel, das ganz in
der Nähe liegt, erstach. Aus dem massigen Leib des Bürgermeisters
sprudelte das Blut wie aus einem Springbrunnen. Der getroffene Mörder
tat Buße und erbaute die Stadt Lörrach, deren wichtigstes
Wahrzeichen ein Springbrunnen ist. Die Punks kommen aus der Schweiz,
aus Basel, und waschen das alte Blut mit Seife ab. |