2006
 
12. Juli
 

Heben Sie bitte den Kopf. Warten Sie eine Weile. Ein Vogel wird vorbeifliegen. Sehen Sie ihm hinterher und gehen Sie ohne Eile Ihren gewohnten Dingen nach.

Die ganz kleinen Dinge. Auf der Treppe jemandes Schulter streifen. Ein Lächeln.

Der Körper wird nicht müde zu tanzen. Müde wird die Mechanik der Gefühle. Ich weiß nicht, was wie funktioniert. Was für ein Mechanismus ist das? Die Seele? Das Herz? Was ist es, das da schlägt? Ich werde geschlagen, und das Herz pendelt zwischen den Rippen herum.

Warum fließen die Tränen? Warum schlafe ich auf der Seite und schäme mich, Kindern in die Augen zu sehen?

Ich weiß nichts mehr.

Gestern habe ich Zhukowskij ein Duell auf Pistolen angeboten. Auf 2 Meter Entfernung, um nicht daneben zu schießen. Ich hatte es schon vergessen, aber er kam tags darauf. Er sagte, dass die Wege unserer Herzen nicht dieselben sind, und dass er auf eine andere Weise sterben wird.

Wenigstens eine Woche nichts fühlen. Sich mit Olivenöl einreiben und an der Sonne einschlafen, und in einer heißen köstlichen Nacht mit Eifer, ohne ins Abstrakte der Kunst abzugleiten, die diffizilen Regeln des Spargelstechens erörtern, über die Geschichte der Moskitos reden und über die gemeinen Nachbarn, die das Wasser aus dem Bach ableiten... Und auf einmal eine Pause. Auf der Terrasse erscheinen Glühwürmchen, und wieder pocht das Herz und die Handflächen werden feucht, und irgendeine Liebe wird die letzte sein.

 
Der Mann unter der Brücke. Foto - Elena Iarovaia Klarheit. Foto - Isolde Matkey
Klarheit. Foto - Isolde Matkey Im Regen. Hellerau, Dresden. Foto - Elena Iarovaia
Klarheit. Foto - Isolde Matkey Klarheit. Foto - Isolde Matkey
Klarheit. Foto - Isolde Matkey d
Sonnenaufgang. Haus von Adriano. Foto - Elena Iarovaia
 

Text: Anton Adassinskij

Übersetzung: Rainer Jäckel
Fotos: Elena Iarovaia, Isolde Matkey
Bildbearbeitung: Elena Iarovaia
 
ALS GESTERN HEUTE WAR (Archiv)
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