AKTUELL - 24.07.2013 - «Tran»

24. 07. 2013
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Selbstportrait. Valeria JersaTo play for yourself. Valeria JersaHealing. Valeria JersaWhen sea-gulls flying low. Valeria JersaDeprived of the sky. Valeria JersaSiamese sisters. Valeria JersaDancer. Selbstportrait. Valeria JersaAfter the storm. Valeria Jersa

Ein Brief von einer Künstlerin war eingegangen, wie ich sie oft erhalte: „… ich möchte mit DEREVO zusammenarbeiten…“.
Ich hatte ihn nicht gründlich gelesen, hatte mehr auf die Fotos im Anhang geachtet. Sie hatten mir sehr gefallen, sogar Tanzbilder kamen auf.
Ich schrieb zurück, wir vereinbarten ein Treffen in Moskau.
Beim erneuten Lesen bemerkte ich ein Postskriptum: «Ich bin 15 Jahre alt».
In Moskau hatte ich nur vor den Dreharbeiten bei Mosfilm Zeit.
Wir trafen uns um 7 Uhr früh in einem leeren Café.
Sie hatte die Kamera dabei und schaffte es noch Bilder zu machen.
Es war ein Gespräch auf Augenhöhe; ich hatte das Gefühl, dass wir uns seit Langem kannten.
Ich fragte, was sich im Milieu der jungen Kreativen tut…
Während sie erzählte, gingen wir langsam in Richtung Mosfilm.
Wir gingen tatsächlich langsam, deshalb fielen wir auf und das Tempo schien uns gerade richtig.
Heute interessieren sie (die Jüngeren) sich, wie mir scheint, nicht mehr für die Lokalisierung eines Problemherdes (eine außergewöhnliche Situation).
Auf irgendeine Weise gelingt es ihnen, einen angeregten Ausschnitt des Seins in eine Höhe zu heben, von der aus sie, wie der Suchscheinwerfer unter dem Boden eines Hubschraubers, einen «unruhigen» Gedanken auf die Alltäglichkeit projizieren. Das Alltägliche wird gleichsam eingefärbt.

Deshalb betrachtete dieses Mädchen auch mich wie eine Fettschliere auf dem Wasser, die nicht untergeht und um jedes, auch das riskanteste Thema, herumfließt. Sie nannte das «Tran», das temporäre Anhalten einer Welle.

Im Gespräch spürten wir den kolossalen Abstand zum Straßenpflaster und zu den Denkmälern. Wenn man von der «Hubschraubertheorie» ausgeht, bedarf es keiner Entschlüsselung.

Der Strichcode der Kunst legt sich über einen beliebigen durchnässten Winkel der Stadt (ihr Foto) und löst sich im selben Moment auf. Die «Theory-Hypothesis-Null» von Sri Rama Michael Tamm ist zur komplexeren “Null-Hypothesis-Null” geworden.

Sie (Valeria Jersa) steht in beständiger unsichtbarer Verbindung mit Menschen, die ihr gleichen. Und für die Zeit unseres Morgens wurde ich auf unkomplizierte Weise in diesen Kreis eingeführt und in ihn aufgenommen.

Für diesen «Gefühls-und-Bewusstseins-Kreis» exisitert keine Definition. Bis jetzt. Doch um dorthin zu gelangen, braucht man einen Zugangscode. In meinem Fall war der Zugangscode an diesem Morgen meine Gleichgültigkeit gegenüber dem eigenen Schaffen; deshalb kauften wir uns beide ein Eis und aßen es beide nicht auf. Die Sonne störte.

 


 

Text: Anton Adassinsky
Übersetzung: Rainer Jäckel
Foto: Valeria Jersa

 

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  1. катя Says:

    милый, милый Антон. да, так. интернет, клавиши - все это ужасно неудобно. а как по-другому запечатлеть то, что нельзя выразить словами, я не знаю. это все, что остается. те редкие минуты, действительно редкие - когда я читаю Вас, прикасаюсь к вашему неведомому и прекрасному настоящему, именно тогда я жива. возможно я никогда вас не увижу и не смогу сказать спасибо. я скажу вам спасибо здесь. Вам и Лене Яровой. за все. и за все остальное. что будет..