Auf dem Weg ins Theater treffe ich jedesmal einen Kater.
Ihm fehlt ein Bein. Sein Fell ist rötlich und er legt sich
quer über den Bürgersteig. Jeder meint, dass er gestreichelt
sein will. Manchmal bildet sich eine Warteschlange... Gestern
saß er da und schaute sehnsüchtig nach einer Tür. Es war kalt
und ich klingelte. Die Tür öffnete ein unrasierter unausgeschlafener
Mann.
"Er wohnt nicht hier. Er wohnt um die Ecke", erklärte
er in mechanischem Ton.
Ich musste etwas antworten.
"Er hat so ausdrucksvoll nach der Tür gesehen..."
- "Und woher kommen Sie?"
"Aus Russland."
Und er erzählte die ganze Geschichte des Katers. Das geht
nun schon drei Jahre. Seit drei Jahren fühlt sich der Kater
zu dieser Tür hingezogen und jede halbe Stunde klingeln mitleidige
Passanten. Die Tür wurde anders gestrichen. Es wurde ein Schild
angebracht: "Dieser Kater wohnt nicht hier". Das sah dumm
aus. Sie nahmen es ab und brachten ein anderes an: "Bitte
klingeln Sie nicht, wenn Sie einen Kater sehen, der die Tür
anschaut." Die Schotten besitzen einen einzigartigen Sinn
für Humor und so kam es wie es kommen musste. An der Tür wurden
Zettel angebracht, manchmal mit guten Ratschlägen: "Haben
keinen Kater gesehen und daher nicht geklingelt", "Der Kater
hat heute die Tür nicht angeschaut", usw. Dann wurden der
mysteriöse Hauseingang und der Kater zum Anziehungspunkt für
Schaulustige. Sie streichelten den Kater und fragten ihn,
was ihn an dieser Tür so sehr interessiert. Zu Weihnachten
klingelte jemand in einem Katzenkostüm an der Tür: "Haben
Sie nicht ein Zimmer zu vermieten?" Die Polizei bot an den
Kater einzuschläfern. Sie nahmen ihn mit. Wieder erschienen
Zettel: "Wir sind froh, dass der Kater ein Zuhause gefunden
hat", "Wo ist der Kater, der die Tür anschaut?" Der Hausherr
fügte sich in sein Schicksal. Der Kater ist wieder da. Ich
streichle ihn, wenn ich ins Theater gehe. Ich sehe mir die
Tür an. Sie ist tatsächlich sehr anziehend.
Wir treffen uns oft mit AKHE,
trinken zusammen Tee. Wir kommen auf die alten Pläne zurück,
Filmprojekte und Aktionen... So viel haben wir schon zusammen
gemacht. Der alten Freundschaft zu Ehren haben wir beschlossen,
in Edinburgh 2004 ein großes Projekt auf die Beine zu bringen.
Bilder, Videos, Spielfilme, Stücke, Bücher, Fotoausstellungen
und zwei neue gemeinsame Produktionen mit den Arbeitstiteln
"Das Spiel" und "Der Jude" wollen wir mitbringen.
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