Aktuell - 31.10.2014 - Seite 8
31. 10. 2014
Ich habe eine Woche in St. Petersburg verbracht.
Ein Rekord an Begegnungen und Gesprächen.
Alle Begegnungen betrafen die Organisation der Arbeit von DEREVO in St. Petersburg.
Ich war keine einzige Minute allein.
Es gab Treffen mit dem Kulturausschuss, mit Theatern, Regisseuren, Beamten, Studenten…
Zwei Tage habe ich mich ausgeruht, und jetzt versuche ich, mir über meine Empfindungen klar zu werden.
- Das war in irgendeiner anderen Welt. Mit dieser Welt hatte DEREVO nie etwas zu tun.
- Ich war während dieser Tage ständig in Gefahr
- In der Gefahr, unabhängig zu erscheinen.
- Der Gefahr, mich auf Kompromisse einzulassen.
- Der Gefahr missverstanden zu werden. Der Gefahr, zu viel zu scherzen. Der Gefahr, das Privatleben einzusaugen, das aus jedem Gesprächspartner förmlich herausquillt.
- Der Gefahr, beim Anblick der ganzen Aussichtslosigkeit der Pläne dieser Menschen herzkrank zu werden.
- Wenn man von Millionen beunruhigter Menschen umgeben ist, wird man selbst unruhig. Der Schlaf verließ mich. Whisky und Musik.
- Der Wunsch Staub zu saugen und die Schuhe zu putzen.
- Ausbrüche von Ärger auf Verkäufer und Taxifahrer, das kannte ich vorher nicht.
Ich habe mich weit aus dem Schützengraben gelehnt. Ich kann angeschossen werden.
Am letzten Tag kamen zwei Studentinnen, um sich zu verabschieden und sich für die Meisterklasse zu bedanken. Sie fragten, ob sie rauchen dürften.
Ich hatte nichts dagegen. Sie rauchten einen Joint und der Geruch zog aus dem Gedächtnis jenen fernen Morgen hervor, als ich im Kosmos erwachte. Es war 4 Uhr morgens, und durchs Fenster strömte von außen her ein Laut, der weder zu Leningrad, noch zur UdSSR, noch zu unserem morgendlich feuchten Hof gehörte… Ich erinnerte mich, wie ich zum Fenster ging und ganze 40 Minuten lang auf dem Fensterbrett sitzen blieb…
Es stellte sich heraus, dass mir der Richter meine 17 Jahre nicht angerechnet hatte. Ich fing von vorn an.
Und ich tat dasselbe!
Ich stellte einen uralten Combo-Verstärker ins Fenster und ließ „Wish you were here“ laufen…
Doch da geschah etwas Seltsames. Uns überkam sofort die Angst.
Ich drehte die Lautstärke zurück, doch die Angst blieb.
Ich machte alles aus, und ich musste das Fenster schließen, um mich zu beruhigen.
Ich zeigte den Mädchen ein Buch, das ich an jenem Abend gekauft hatte.
Ich hatte drei Jahre danach gesucht und hatte es gekauft!
Die erste kleine Auflage seines Buchs „Der Stein“ von 1913 hat Mandelstam auf eigene Rechnung herausgegeben.
300 kleine Büchlein, die meine Welt auf den Kopf gestellt hatten, und nicht nur meine… Wir lasen die Verse, und Pink Floyd löste sich ab und flog nach Hause…
Seite 8 sang ich ihnen vor.
Das ist alles.
Dann ein Taxi und das gewohnte „Könnten Sie das Radio ausmachen?“
Text: Anton Adassinsky
Übersetzung: Rainer Jäckel
Video:
Gedicht von Ossip Mandelstam
Musik komponiert und interpretiert von Roman Dubinnikov
Fotos verschiedener Autoren aus dem Archiv von DEREVO
31. October 2014 at 19:17
Спасибо, Антон! Спасибо, Даня! Спасибо, “Дерево”, Спасибо, О.Э.Мандельштам…
Так опять совпало “на слабую дольку”- сегодня годовщина смерти моего папаньки…
РСД (И тем не менее: “Два дня я отлеживался и теперь стараюсь проанализировать свои ощущения”… Оооочень хотелось бы узнать “анализ этого ощущения” или “упражнения” )))
Звонко обниромкаю вас всех. Удаченьки попутной.
31. October 2014 at 20:08
…Не поверишьте… В давность свою, когда “Камень” уже не издавался, мне дали почитать, а я переписал его “от руки”… Позавчерась “переглядывал” тетрадочку, перешёптывал фразы и любовался старательным почерком “младенца”…
…Ещё раз- СПАСИБО !
31. October 2014 at 20:42
Рома !!!
5. November 2014 at 14:24
Eine Übertragung zu dem Gedicht von Mandelstam (Interlinearübersetzung):
Karger Lichtstrahl, wie ein kalter Hauch,
in den feuchten Wald gestreut.
Trauer, einem grauen Vogel gleich,
trag ich langsam in mein Herz.
Was ist der verletzte Vogel mir?
Still, erstorben ist das Himmelszelt.
Von dem Glockenturm im Nebelkleid
nahm jemand die Glocken ab.
Und so steht, gleich einem Waisenkind,
der verstummte Hügel da,
Wie der leere weiße Glockenturm,
Wo nur Nebel ist und Schweigen…
Dieser Morgen, voll von Zärtlichkeit,
Ist halb Wirklichkeit, halb Traum -
Ungestillte Traumversunkenheit -
nebliger Gedanken Glockenhall.
15. December 2014 at 16:26
Ich kenne das auch. .. -
Ich war mal in: Deutschland, .. -
da war es so kalt, .. -
ich dachte es schneit. .. -
Aber es waren: Schneeflocken
aus einem: ganz anderen Land. .. -
Deutschland in der Nacht, .. -
hat mich um den: Schlaf gebracht. .. -
Es war: Irrland, .. -
ich wusste wieder wohin ich ging. .. -
..
-
Peter Ostinov, .. -