AKTUELL - 30.07.2007
30. 07. 2007Er stand als gewöhnlicher Koordinator vor uns. Er hätte alles sein können: Geheimagent, Drogenhändler, Präsident, Tänzer, Apfelsinenverkäufer, Sänger oder Kapitän auf einem Schiff. Die erste Begegnung auf dem Flughafen: wir sehen neben einem Auto eine stolze Silhouette, die von weitem an das Profil von Tovstonogov erinnert. Wir kommen schüchtern näher, die Gestalt verwandelt sich binnen Sekunden in Louis de Funes. Kleine Rolle vorwärts, und schon rasen wir unter Lachen und Weinen zum Hotel.
Ein Junge, der auf den Straßen des Brasilianischen Karnevals aufgewachsen ist. Ein Gaukler und Akrobat, einst ein Star des brasilianischen Zirkus’, heute ein grauer Vogel. Dimmer warf uns kopfüber ins Nachtleben von Brasilia.
Im Ganzen, in voller Größe, hat ihn niemand von uns zu Gesicht bekommen. Nur einzelne Teile: die Augen, die Hände, das biegsame Rückgrat, die fliegenden Augenbrauen. Er war überall und nirgends. Roma erschien er in Riesengestalt, Maxim hatte den Eindruck, er sei an altersschwacher Greis…
Mitten in der Nacht klopft es an die Tür:
– Anton! Antonio!
– Who is there?
– It’s me – Dimmer
– What’s happened?
Weiter geht es in Russisch, weil sein Englisch unfasslich ist und suspekt.
- Anton, danke für die wunderbare Vorstellung, ich bin so glücklich, dass ihr hier seid, und wie sich das Publikum freut, kommt immer und immer wieder, und ach und o… Das ist meine letzte Arbeit auf dem Festival, mich ruft meine Stimme, ich muss mich der Welt erklären, ich will eine LP mit dem Titel „Penetration“ aufnehmen, das ist ein Musical, in dem ich die Hauptrolle spiele, die zugleich die einzige ist… Das wird eine große Vorstellung, ganz Brasilia wird einbezogen sein.
Ich werde in einem Kasten sitzen und hungern. Darin ist ein Loch, das mit Fell ausgeschlagen ist. Jeder Einwohner meiner geliebten Stadt muss den Kopf da hinein stecken und mir in die Augen sehen. Jeder! Und wenn auch nur einer nicht zu dem Kasten kommt, werde ich sterben. Einen Monat halte ich durch, ich habe es ausgerechnet. Jeder hat 3 Sekunden. Die Musik schreibt Syd Barret. Es tut nichts zur Sache, dass er tot ist. Schon als Kind habe ich mit der Zunge gerollt: „Dolly Rocker, DollyRrrr…“
(Er zeigte mir, wie er das gemacht hat)
- Ich werde mich freuen, wenn ihr morgen rufen werdet: „Hey!! Hey!! Good-bye, Dolly Rocker!”
Am nächsten Morgen war er schon kein nächtlicher Besucher mehr, und der Abschied fiel nüchtern aus.
Lebewohl, Brasilien! Lebewohl, Karneval! Lebewohl, “roter” Dimmer, selbst wenn es dich nicht gegeben hat.
Text von Roman Gabria, Max Didenko, Anton Adassinskij
Übersetzung: Rainer Jäckel
Fotos von Elena Iarovaia, Maxim Didenko, Alissa Olejnik, Elena Schtykova
Bilddesign von Elena Iarovaia
9. August 2007 at 21:04
Питер. Троллейбус на Невском. Петербурженка неопределенного возраста 75-125 лет (язык не поворачивается назвать ее старушкой) собирается выходить. Перед дверью стоит афропетербуржец или еще какой афро-, мешая даме пройти к двери. Низкое, слегка дребезжащее контральто, явно привыкшее к общению с Великими Князьями на балах в Зимнем, было слышно всему троллейбусу:
- ЭФИОП! Вы выходите?