AKTUELL - 13.08.2012 - Ein Engel für Anna

13. 08. 2012
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Herald Angel for Anna Bogodist. Edinburgh, Aug. 2012Herald Angel for Anna Bogodist. Edinburgh, Aug. 2012Herald Angel for Anna Bogodist. Edinburgh, Aug. 2012Herald Angel for Anna Bogodist. Edinburgh, Aug. 2012

 

Das ist eine tolle Neuigkeit!

Der „Herald“ verfolgt die Arbeiten von DEREVO auf dem Fringe seit unserer ersten Teilnahme mit „RED ZONE“. Die Kritiker dieser Zeitung sind immer dabei und schreiben über uns.

Wir haben den „Angel“ für das Stück „Once…“ und den „Archangel“ für „Ketzal“ erhalten.

Aber gestern ist etwas Außergewöhnliches geschehen.

Der Preis ging nicht an einen Tänzer, nicht an einem Komiker, nicht an einen Schauspieler. Der „Angel“ ging an die Managerin Anna Bogodist.

Sie hat in diesem Jahr die „Russian Seasons“ in Edinburgh organisiert. Sie war es, die uns Verrückte dorthin gebracht hat… DEREVO, das Do Theater, AKHE, La Pushkin, Lydia Kopina und HandMade…

Hunderte Briefe, Anrufe, die Visa, die Karten, die Werbung, die Unterbringung …
Ein ganzes Jahr Arbeit, Tag für Tag …
Anja – du bist großartig!
Herzlichen Glückwunsch!


Und noch eine traurige Nachricht: Nigel Charnok, unser guter Freund von DV8, ist von uns gegangen.

Ich hatte vor, ein paar Zeilen über ihn zu schreiben – es gelingt mir nicht.

Vorgestern auf der Bühne, während des ersten Tanzes, des „Trepaks“, erinnerte ich mich auf einmal an seine Bewegungen. Und ich lächelte…

Anton Adassinsky

Übersetzung: Rainer Jäckel

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  1. Галина Says:

    Аня, поздравляю! Ура!
    Ждем DEREVO в Петербурге и Москве!

  2. - Niemand - Says:

    Der Regisseur und der Schauspieler

    Der Regisseur war genervt.
    ,Du mußt einfach besser spielen.’
    Aber ich strenge mich doch an, sagte der Schauspieler, was soll ich denn noch machen?
    ,Einfach besser spielen.’, sagte der Regisseur.

    Der Schauspieler ging nach Hause und machte sich Gedanken.
    Er umrundete fast die Welt damit. Er spielte die Szene immer und immer wieder durch.
    Er wollte sogar Freunde damit belästigen, sogar Fremde Leute.
    Fast hätte er in seiner Verzweiflung fremde Menschen mit dem Rollentext angesprochen, er war wirklich frustriert.
    - Da wurde ihm auf einmal klar, das bin ja alles nicht ich.
    Wer es war, wußte er nicht. War es ihm nicht längst egal, wer er war?, Hauptsache die Szene lief gut.
    So ging er zur nächsten Probe.
    Unterwegs schaute er auf einer Brücke den reißenden Fluß nach.
    Der trug all seine Gedanken weit fort.

    Er kam zu der Probe an.
    ,Ich wußte, du würdest es schaffen.’, sagte der Regisseur sichtlich erfreut.
    Aber wußte er, was er alles durch gemacht hatte? Was hatte er eigentlich während dieser Zeit gemacht?
    So schmiedete er heimlich Pläne den Regisseur zu hintergehen.
    Er machte immer das Gegenteil von dem, was dieser sagte.
    Das gefiel ihm gut.
    Gedanklich widersprach er ihm in jeder Sache.
    ,Du hast den Weg gefunden.’, sagte dieser.

    Da wußte der Schauspieler, was diese Rolle war.
    Einfach eine ganz Beschissene. Zu Hause warf er das Textbuch in die Ecke.
    Er wußte was als nächstes drinnen stand.
    Den Autor kannte er nicht. Der Name war ihm auch unbekannt.
    Man sollte sich ja mit ihm auseinandersetzen, herausbekommen, was dieser sich dabei gedacht hatte.
    Aber er pfiff darauf. - Er konnte sich schon denken, was dieser gedacht hatte, nicht so viel. -
    Was der Regisseur wohl die ganze Zeit mit dem Textbuch machte? - Darauf urinieren? Sehr Sinnvolles konnte es nicht sein, bei dem, was er von sich gab.

    Er las einfach ein Buch, was nichts damit zu tun hatte.
    So bereite ich mich nun fortan auf der Probe vor, dachte sich der Schauspieler.
    Der Regisseur sagte: ,Du wirst von mal zu mal besser.’
    Ich habe es begriffen, dachte der Schauspieler. Das Stück ist Schrott, ich sollte
    es noch einmal schreiben, aber diesmal besser.
    Aber ich bin kein Schriftsteller. - Wie sollte ich das zustande bringen?

    Das Stück wurde ein klarer Erfolg.
    Die Kritiken waren sich einig im Ton. ,Das beste Stück des Jahres.’
    Ja, ja, murmelte der Schauspieler.
    Gleichgültig nahm er den Applaus entgegen.
    Wenn ihr nur wüßtet, dachte er sich. -
    Aber wem sollte er das erzählen?
    Er mißtraute allen.
    Das nächste Stück würde kommen.
    Er dachte schon mit Grauen daran.
    Was sollte er da bloß alles machen? -
    Heißt das wirklich ,zu” ,spielen’? -
    Er wußte es selbst nicht mehr.

    In seiner Hilflosigkeit begann er zu ersinnen, was als nächstes kam.
    Und er hatte recht.,
    Niemand hatte es ihm gesagt. Er wurde genau für das besetzt, was er sich dachte.
    Ein Weiser war er nicht und er würde auch keiner werden.
    So spielte er einfach Stück für Stück.

    Mal hielt ihm einer beim Gehen an
    und fragte ihm, wie es geht. -
    Der Schauspieler lachte, gut, sagte er und sprach seinen Rollentext.
    Alles hatte sich durchmischt. Er sah wirklich kein Ende kommen.
    Da traf er natürlich auf eine Frau, das mußte so kommen, sie hatte alles durchschaut in einer Sekunde. -
    Das nächste Stück konnte er vergessen, trotz seiner immensen Erfahrung, würde er nicht wissen, wie es zu spielen war.
    Er mußte mit der Frau zusammen sein, stundenlang mit ihr reden.
    Er würde von ihr Kinder bekommen und sie aufziehen.

    Da spielte er schon das letzte Stück.
    Zurückblickend auf seine Karriere, sah er alles noch einmal vor sich,
    wie eins das nächste ergab.
    Er kannte alle Rollen, doch er wußte nicht mehr, wie sie zu spielen waren.
    Dabei war er doch mal so jung und hoffnungsvoll.
    Was würde er den nachkommenden Generationen erzählen?
    Er wußte es nicht.

    Ratlos schaute er ins Wasser.
    Es blieb stehen, es war ein See, kein fließendes Gewässer.
    Nun lege ich mich zur Ruhe, und so kam es, daß er starb.
    Am liebsten, liebte er den Applaus nach der Vorstellung. -
    Er dachte noch an den Regisseur, was der alles zu ihm gesagt hatte.
    Wo er wohl hingeht?`, dachte er noch.
    Auf einmal war alles aus. -

    Doch da kam er in den Himmel, sah Gott und da wußte er, es war um ihn geschehen.
    Er wußte, die nächsten Stücke würden kommen.
    Es würde niemals aufhören.
    Wie ist diese Szene wohl zu spielen, die ewige Frage.
    Eines Tages werde ich nicht mehr hier sein.
    Seine Frau war noch auf Erden mit ihren/ seinen Kindern.
    Er konnte sie nicht mehr sehen.
    Da blickte ein Engel ihn an.
    War es wirklich einer? -
    Auf einmal wußte er, wie die Szene zu spielen war.

    Er blieb ein Leben lang.
    Gott traute sich nicht ihn etwas zu fragen. Er hatte ja sein Leben lang geprobt.
    Er war einfach zu gutmütig.
    So ließ er ihm im Himmel gewähren und schenkte ihm jedesmal ein Lächeln, wenn er ihn sah.
    Der Schauspieler war zum ersten Mal glücklich, er vergaß das Spielen, er vergaß einfach alles.

    Da auf einmal wachte er auf.
    Er mußte zur Probe. - Schnell packte er seine Sachen.
    Der Regisseur ist weg, es hieß, er ist abgefahren.
    Was macht man nun? -
    Alle waren ratlos.
    - Doch der Schauspieler wußte Bescheid, wo der Regisseur zu finden war.
    Er ging zu dem reißenden Fluß auf der Brücke.
    Ich habe es verstanden, sagte er zu ihm.
    Der Regisseur weinte. - Stumm drehte er sich um und ging er fort. -

    Das Stück war ein voller Erfolg. -
    Die Frau traf der Schauspieler aber nicht, sie existierte nur in seinen Träumen.
    Unter dem Stück stand der Name des Regisseurs, der es inszeniert hatte.
    Doch der Schriftsteller, von dem keine Spur.
    Auch zur Premiere war er nicht erschienen.
    War der Autor schon tot?
    - Der Schauspieler war eben doch ein wenig oberflächlich.
    Was hatte der sich wohl dabei gedacht, fragte er sich auf einmal.
    - Da wurde es ihm klar, er schrieb ihm einen Brief, aber schickte ihn nicht ab.
    Er schämte sich für seine dilettantischen Gedanken.
    Er war nun einmal kein Schriftsteller.

    Da lernte er eine Frau kennen.
    Er vergaß alles, den Schriftsteller und den Regisseur.
    Es war auch kein Stück mehr, in dem er spielte.
    Das war das wahre Leben.
    Sie wußte auch nichts über ihn, konnte nichts erraten. -
    Der Schauspieler war wirklich froh.

    So blieb er im Beruf, er wollte schon aufgeben.
    Er dachte schon, daß er ein schlechter Schauspieler sei.
    - Er war auch schon gespannt auf das nächste Stück..

    .. doch das erzähle ich das nächste Mal. Ende.