Fahrkarten von Moskau nach St. Petersburg waren nicht mehr zu kriegen, auch nicht für einen späteren Zug.
Der Zugschaffner verkaufte mir einen Platz im Dienstabteil.
In Twer war ein hübsches junges Paar eingestiegen.
Sie schliefen, mit der Stirn an das Fenster im Vorraum gelehnt. Ich rief sie zu mir herein. Ich wartete im Korridor, während sie das Bettzeug zurechtmachten.
Das Mädchen kam heraus. Lachend fragte Sie:
- Stören wir Sie auch nicht?
Ich verneinte.
- Und wer sind Sie?
- Ich bin vom Bahnwachschutz, sagte ich (kahl geschoren, schwarze Jacke – sie schien es zu glauben).
- Entschuldigen Sie, wenn es bei uns etwas lauter wird.
- Tut euch keinen Zwang an, - sagte ich, - singt und lacht ruhig! Soll ich vielleicht lieber auf dem Gang warten?
- Da müssten Sie lange warten. Mein Freund ist wie das Römische Recht: man wird aus ihm nicht schlau und er braucht ewig.
Wir lachten beide laut. Wir konnten uns nicht mehr halten… Der Junge erschien in der Tür.
- Ich komme, - sagte meine lustige Plaudertasche, - ich eile!
Ich schlief den Schlaf des Gerechten. Ich träumte von einem Zug von Menschen, der sich an beiden Ufern eines Flusses entlang zog.
Am nächsten Morgen auf dem Bahnhof holte sie mich ein, fasste mich unter und fing wieder an zu lachen:
- Sie sind nicht vom Wachschutz.
- Nicht vom Wachschutz.
- Ich weiß, wer Sie sind.
- Ich weiß.
- Plappern Sie mir alles nach?
- Ich plappere Ihnen alles nach.
Sie lachte wieder. Der Junge hatte uns eingeholt: „Kleines, lass den Mann doch in Ruhe!“
Am Bahnhofsausgang drehte sie sich um:
- Wie haben Sie geschlafen?
- O. K. Rom, Sparta. Ein Säugling, der in einen Abgrund stürzt. Für zu leicht befunden: aus dem wird kein Kriegsmann.
Sie kniff die Augen zusammen.
- Anton, Sie sind es doch? Oder sollte ich mich irren?
- Ja.
- O. K. Sind wir per „du“? – Was hast du da bewacht?
- Das Geheimnis des Caipirinha.
Ich ging zum Taxi. Ich hatte Lust zu tanzen.
Am 11. und 12. Juni stand ich mit der Gitarre in der Hand und dem Mikrofon an der Kehle auf der Bühne. Um mich meine Freunde, die Musiker. Dem Konzert gaben wir den Namen „ALLES IST GUT!!!“.
Text: Anton Adassinskij
Übersetzung: Rainer Jäckel
Foto: Anna Bogodist, Olga Arefieva, Alexandra Kriwoluzkaja
Bilddesign: Elena Iarovaia