Ich schreibe mit großem Anfangsbuchstaben, damit ich nicht ausgezischt werde und damit es zu Ende gelesen wird.
Ich grüße euch alle!
Ihr Listigen und Bärtigen, Glatzköpfigen und Unsichtbaren, Gemalten und Vergoldeten, Tönernen, Hölzernen und schwer Auszuspechenden.
Habe ich auch niemanden vergessen?
Ja… noch dieser eine, der Sonnengott Ra — der im «Joint» Geborene.
Ich sehe, ihr arbeitet, ihr gebt euch Mühe.
Kriege, Kriege, Tod, Hunger…
Und die Kriege werden nicht um eine Prinzessin oder um Landbesitz geführt, sondern angeblich euretwegen, ihr «Teuren»
Es klappt nicht bei euch…
Ihr solltet euch irgendwo auf einer kleinen Wolke treffen und eure Kräfte messen, oder die Länge eurer Zungen.
Wir aber werden weiter die Menschen glücklich machen, und ihr werdet uns nicht aufhalten!
Und ich werde euch überleben!
Und lastet das Unglück der Menschen nicht dem Teufel an!
«Die Rolle des Teufels wird stark übertrieben» - A. Sokurov
Ich werde euch überleben, ihr Pappnasen…
Viel Glück im Neuen Jahr, ihr Menschen!
Geht euren Angelegenheiten nach!
Ihr seid geboren um glücklich zu sein!
So SEID es!
Anton Adassinsky
und die Gruppe DEREVO
post scriptum
Ich bin oftmals danach gefragt worden…
Ich wollte nicht antworten.
Jetzt werde ich es sagen.
Als ich in der Faust-Verfilmung mitgespielt habe, habe ich manches erlebt.
Jeden Tag «Zeichen», «Begegnungen» und Gesichte…
Ich dachte, ich würde das nicht aushalten.
Geholfen haben mir Old Pulteney und Morton Feldman
Dann hat es aufgehört, aber Spiegel und das Geräusch des Windes machen mich immer noch nervös.
Deshalb schreibe ich in der ersten Person.
Obwohl ich davon auch nicht mehr ganz überzeugt bin.
“ONCE…” final bows have been filmed on 28 Dec. 2013 at the Festspielhaus Hellerau in Dresden
Kamera: Makhina Dzhuraeva Tänzer: Anton Adassinsky, Elena Yarovaya, Tatjana Chabarova, Oleg Zhukovsky, Pawel Alechin Ton: Daniel Williams Licht: Falk Dittrich Management: Isolde Matkey
Text: Anton Adassinsky
Übersetzung: Rainer Jäckel
Video: Machina Dschuraewa
Am 2. April 2013 wurde der Film “Faust” von Alexander Sokurov bei der Preisverleihung des Nationalen Kinopreis Nika (dem russischen Oscar) in vier Hauptkategorien ausgezeichnet. Unter anderem erhielt Anton Adassinsky den Preis als bester männlicher Darsteller für seine Rolle als Mephisto-Wucherer.
Ich war nie wirklich mit der Elite der russischen Filmindustrie vertraut… Jetzt weiß ich ein bisschen mehr. Nur weiß ich nicht, wie ich mit dem Wissen umgehen soll. Wahrscheinlich sollte ich es mit genügend Humor nehmen.
Im Januar 2012 kommt der Siegerfilm des 68. Filmfestivals von Venedig, der “Faust” von Alexander Sokurow, in mehreren Ländern zugleich in die Kinos.
Anton Adassinsky hat in diesem Film eine der Hauptrollen, den Wucherer (Mephistopheles)
gespielt. In dem Film, der ausschließlich in deutscher Sprache gedreht wurde, hat Santiago Ziesmer, einer der bekanntesten Synchronsprecher in Deutschland, dem Wucherer seine Stimme geliehen.
Am 14. Januar beginnt für den “Faust” der Verleih in Deutschland.
In Dresden startet das Programmkino Ost die Vorfürungen von “Faust” mit der Premiere am 18.1.2012 um 19:15 Uhr. In Leipzig findet die Premiere am 19.1.2012, um 20:00 Uhr in der Schaubühne Lindenfels statt. Bei der jeweiligen Uraufführung ist ein Gespräch mit Anton Adassinsky geplant.
Am 19. Januar ist der Kinostart in Österreich und Ende Januar in Russland - erst in St. Petersburg, dann in Moskau und später auch in anderen Regionen.
Inzwischen hat der Film bereits an einer Vielzahl internationaler Kinofestivals teilgenommen, darunter in:
Einen Tag vor der Zeremonie der Preisverleihung gaben Johannes Zeiler (Faust) und ich je 32 Interviews. Sokurow sogar noch mehr.
Jedes Interview begann mit dem Satz: „Was empfinden Sie nach der Entgegennahme des Goldenen Löwen?“
Beim ersten Interview zuckte ich zusammen. Was, haben wir ihn etwa schon?
- Nein, sagte der Reporter, aber wenn Sie ihn erhalten, dann fügen wir das ein, wenn nicht, schneiden wir es heraus. Wir wollen Sie doch nicht zweimal interviewen.
Also schilderte ich in den herrlichsten Farben, was für eine Freude das für uns sei. Zum Glück wusste noch niemand, wem der Preis überreicht werden würde.
Nach dem fünften Interview war ich es leid, ein und dasselbe zu wiederholen. Ich kam ins Stocken, wurde ärgerlich, ich warf den Reportern vor, dass sie ihr Handwerk nicht verstehen, und der Stadt Venedig die Hitze, - kurz gesagt, ich war müde. In der Mittagspause ging ich in mein Hotelzimmer und holte den Recorder, weil ich das Gefühl hatte, dass ich etwas sagen könnte, woran ich mich später nicht mehr erinnern würde…
Hier sind Auszüge aus den Interviews nach der Mittagspause.
Für das koreanische Fernsehen:
Sagen Sie, was war das Schwierigste während der Dreharbeiten?
Am allerschwierigsten war es, dem Regisseur 47 Tage lang in den Rücken zu starren, weil Sokurow für die Aufnahmen nicht nur einen riesigen Spiegel benutzte, sondern, um das Bild selbst richtig sehen zu können, einen Autorückspiegel auf der Schulter trug. Deshalb stand ich während der Regieabsprachen hinter Sokurow und unterhielt mich mit seiner Schulter. Das ist mir in Fleisch und Blut übergegangen, und als ich ihm in Venedig begegnet bin, habe ich ihn glatt nicht wiedererkannt.
Für eine Zeitung aus Weißrussland:
Sagen Sie, Anton, es gibt doch bei Filmaufnahmen immer Episoden, die nicht in die endgültige Fassung eingehen. Gab es solche Episoden auch im „Faust“?
Ja, selbstverständlich! Am Anfang des Films, in den ersten Sekunden, kommt Faust zu Tode. Sicher werden Sie über diesen kühnen Regieeinfall staunen. Faust wird im Spital unter einem Gestell mit einer Leiche begraben, die er soeben seziert hatte, um den Sitz der Seele zu finden. Sein Famulus Wagner versucht ihn herauszuziehen. Er holt eine unbestimmte Masse hervor, die keine Ähnlichkeit mehr mit Faust besitzt, etwas Aufgequollenes und Unappetitliches. Dabei handelt es sich jedoch um Faust, der mit dem Tod eins geworden ist. Eben das ist meine Figur, der Mephistopheles. Faust lebt in meinem Innern fort. Beim finalen Schnitt ist diese ganze Passage von 15 Minuten weggelassen worden. „Das ist auch so klar, meinte Sokurow, wozu sollen wir das durchkauen?..“ Am Anfang des Films stirbt Faust also nicht, aber ich behalte den geschwollenen Bauch.
Für eine japanische Zeitung:
Anton, können Sie uns sagen, was während der Dreharbeiten am gefährlichsten war?
Am gefährlichsten war die Kunst des Rückwärtsgehens. Besonders über die Lava in Island. Da der gesamte Film rückwärts gedreht wurde, vollführten die Darsteller alle physischen Handlungen in umgekehrter Reihenfolge (der Filmstreifen in der Kamera wurde dabei rückwärts gespult), um auf der Leinwand eine ungewohnte Form der Bewegung zu erschaffen. Deswegen ist ein längerer Abschnitt — die „Unterwasserschlacht“ um Margarethe — nicht in den Film eingegangen. Wir haben nicht gelernt rückwärts zu schwimmen, und Sokurow wollte keinen Kompromiss eingehen.
Ich weiß nicht mehr für wen:
Das Seltsamste war ein Tal in Island, wo wir im Boden in der Umgebung eines Geysirs hunderte Abdrücke menschlicher Gesichter sahen, so als hätte jemand das Gesicht mit Gewalt in den Boden gedrückt. An der Stelle des Mundes waren überall tiefe Löcher. Es stellte sich heraus, dass dies das berühmte Tal des Schnüffelns war. Jeden Sonntag legen sich hunderte Menschen mit dem Gesicht nach unten hin, um die heilkräftigen Schwefeldämpfe zu inhalieren. Das Aufnahmeteam legte sich ebenfalls nieder, jedoch, da sie es nicht gewohnt waren, begann der Chefkamera-mann bald zu haluzinieren. Er schlug vor, den Geysir rot zu färben. „Das würde zu Tarantino passen“, meinte Sokurow.
Für das italienische RAI Uno:
Die Friesischen Pferde, auf denen wir ins Inferno galoppieren, sind sehr teuer und selten. Sie sind auch dafür bekannt, dass sie Wörter nachsprechen können, in denen mehrere „G“ und „R“ vorkommen. Eines davon (es war meines) sagte — dank seinem tschechischen Pferdepfleger, einem Puschkin-Verehrer — vernehmlich „Grom gremit…“ und „Redkij dar…“
Für das griechische Fernsehen:
Anton, was war für Sie das Lustigste, woran Sie sich erinnern?
Es gab viel zu Lachen. In einer Drehpause bin ich in den Wald gegangen. Ich wollte mich entspannen. Ich ging ohne ein bestimmtes Ziel spazieren und fand zufällig eine riesige Pilzstelle. Lauter Steinpilze und Birkenpilze. Ich hatte keinen Korb dabei, stopfte mir die Taschen voll, zum Glück war das Kostüm weit geschnitten. Als ich genug Pilze hatte, wurde mir klar, dass ich vom Weg abgekommen war. Ich fürchtete, dass ich die Dreharbeiten aufhalten würde. Ich fing an laut zu rufen, auf Russisch und auf Italienisch… Eine tschechische Pilzsucherfamilie tauchte auf und rannte gleich wieder weg. Ich hatte vergessen, was für eine Maske ich hatte. Eine Viertelstunde später erschienen drei Polizisten. Ich erklärte auf Tschechisch, dass ein Film gedreht wird, und wies zielsicher in irgendeine Richtung. Dorthin brachen wir auf. Zwanzig Minuten später kehrten wir wieder um, wobei ich die Richtung angab, und wir verliefen uns endgültig. Der eine zog die Pistole, der andere forderte einen Hubschrauber an. Es dauerte eine Weile, bis der Hubschrauber eintraf. Es dämmerte bereits. Landen konnte er nicht, aber er flog vor uns her. Als wir voller Zecken und Ärger am Drehort anlangten, hatten mir die Polizisten nichts vorzuwerfen. Und ich war auch nicht verstimmt. Dem klugen Sokurow fiel nichts Besseres ein als mich zu fragen:
Wo haben Sie sie gefunden?
Im Wald, gab ich zur Antwort, weil ich an die Pilze dachte, da gibt es jede Menge.
Und am 10. September spielten wir wie nach Noten das Stück „Limousine. Teppich. Foto. Goldener Löwe. Foto. Limousine. Viel Whisky. Nacht. Venedig. Morgen. Heimreise“.
Der Rausch dieser Tage ist ziemlich schnell verflogen. Was bleibt ist der „Faust“. Und die für ein Festival ungewöhnlich lange anhaltenden Ovationen für den Regisseur Sokurow.
Text: Anton Adassinsky
Übersetzung: Rainer Jäckel
Video: Elena Iarovaia
Anton Adassinsky & Alexander Sokurow. Foto von Jiri Hanzl. (c) Proline-film.ru
Die harte Arbeit hat sich verdient: die Alexander Sokurows Verfilmung von “Faust”, bei der Anton eine der Hauptrollen gespielt hatte, den Wucherer oder Mephistopheles, wurde durch die Jury unter Vorsitz vom amerikanischen Regisseur Darren Aronofsky als bester Film mit dem Goldenen Löwen bei den 68. Filmfestspielen von Venedig ausgezeichnet.
Anton ist jetzt unterwegs zurück nach Dresden. Die nächste Station wird allerdings die Stadt Perm in Russland sein, wo DEREVO am Festival “Textur” teilnimmt und das Stück MEPHISTO WALTZ, das durch die Antons Arbeit am “Faust” entstanden ist, zeigt. Außerdem ist ein Workshop von Anton Adassinsky in Perm geplant.
Einige spannende Updates gibt es in unserem Tour-Plan. Die Premiere von Alexander Sokurows “Faust” beim Film Festival in Venedig, der Besuch von DEREVO in Perm, gleich mit einem Stück und einem Workshop, Antons Auftritt mit der Band AVIA in Sankt Petersburg, sowie MEPHISTO WALTZ in Moskau und in Sotschi. Die ersten Optionen für 2012 sind ebenso im Tour-Plan zu finden.
Am 8. September 2011 sind Anton Adassinsky und Elena Iarovaia bei der Weltpremiere von Alexander Sokurows “Faust” beim 68. Filmfestival von Venedig anwesend. Im Film von dem russischen Meisterregisseur spielte Anton Adassinsky den Wucherer als Verkörperung von Mephistopheles. Ein tolles Team hat beim Film mitgewirkt: unter anderen auch der österreichische Schauspieler Johannes Zeiler, der Faust gespielt hat, Isolda Dychauk als Margarete und Hanna Schygulla als die Wucherers Frau. Mit den erstaunlichen Bildern von dem Kameramann Bruno Delbonnel (”Die fabelhafte Welt der Amelie”, “Mathilde - Eine große Liebe”, “Harry Potter und der Halbblutprinz”) ist “Faust” (laut der britischen Zeitung The Guardian) einer der zehn Favoriten der sehr starken Aufstellung im Rennen um den Goldenen Löwen.
Als nächstes reist DEREVO nach Perm: MEPHISTO WALTZ wurde zum Festival “Textur” eingeladen. Danach führt Anton Adassinsky noch ein 3-tägiges Workshop durch.
In Sankt Petersburg tritt Anton mit der band AVIA auf und es folgen zwei weitere Vorstellungen von MEPHISTO WALTZ in Russland: eine in Moskau und eine in Sotschi, wo das permanent wachsende Kulturangebot die Stand auf die Gastgeberrolle für die olympischen Winterspiele 2014 vorbereiten soll.
- Macht einem guten Menschen die Tür auf, sonst schlägt er sie ein! («Aibolit-66», UdSSR, 1966)
Liebe Freunde!
Mit der Vorstellung in Jyväskylä sind anderthalb arbeitsreiche Jahre zu Ende gegangen.
Anton und Lena treten gemeinsam einen Kreativurlaub auf der Insel der kleinen Äffchen und Schmetterlinge an. Sie schreiben das Drehbuch für einen Spielfilm. Das Angebot des Studios „Lenfilm“ kam völlig überraschend. Bereits im Oktober beginnt planmäßig die Vorbereitungsphase. Wovon der Film handelt, das bleibt zurzeit noch geheim.
Und im September dreht DEREVO «zum Aufwärmen» die Clips zur Musik der „Positive Band“. Wir stellen uns aber vor, dass daraus ein in sich geschlossener Film wird… Und das ist gut so.
Es spielen:
So Einer Durch und Durch – Anton Adassinsky
Chief Wah-Wah – Igor Timofeev
Ferdinand – Nikolaj Gussev
DJ Cornflower – Andrej Sisinzew
Emmanuel Brüskind – Alexej Rachov
Befreundeter Geometer – Viktor Wyrwitsch
Fregatte «Feuersturm» – Elena Iarovaia
Sanftmütiger Riese (Gentle Giant) – Wadim Twerdjukow
In weiteren Rollen alle anderen von DEREVO, viele – viele Freunde, Künstler, Kinder, Maler, Musiker, Tänzer…
«… Sechs Musiker verdienen sich bei Festlichkeiten etwas dazu. Wieder ein Anruf -, der Gastgeber schickt einen Wagen vorbei, der sie abholen soll. Beim Anblick des Wagens wird den Burschen klar, dass sie diese Feier so bald nicht vergessen werden: das Auto ist aus den Mittelfußknochen von Drogendealern zusammengesetzt und das Segel aus tausend blauen Halstüchern von Thälmannpionieren genäht, am Lenkrad sitzt der Riese Albinos vom aussterbenden Geschlecht der Ziegenbockshörnchen»
So Einer Durch und Durch
«…der Jungbrunnen des Lachens ist am Versiegen, der Eimer scheppert über das bemooste Mauerwerk, doch anstatt lustiger Späße wird nur Tristesse in einer Waldmeister-Flasche mit Grünschleier zutage gefördert…»
DJ Cornflower
«…Das wird ein Musikfilm. Sogar übervoll von Musik…»
Emmanuel Brüskind
Wer mithelfen will - bei Kostümen, Ton und Beleuchtung, Kulissen, Maske, Pausenversorgung, als Assistent am Set - wer mit Einfallsreichtum und Optimismus dabei sein möchte, … schreibt uns bitte.
Unterdessen beenden Vadim Tverdjukov, Nikolaj Gussev und Nastja Ponomarjova das Abmischen und Mastering des Albums „Die Katze auf der Knopfharmonika“ der Gruppe „Positive Band“
Je weiter, je mehr …
September – «Faust» von Sokurov ist im Wettbewerbsprogramm der Filmfestspiele von Venedig (Frack nicht vergessen!)
Großes Theaterprojekt in Perm..
Konzert der Gruppe AVIA in St. Petersburg im Sportpalast „Jubilejnyj“…
Vorbereitungen zu einem Stück, das im Rahmen einer Ausstellung von M.Chemiakin aufgeführt werden soll…
Text: Anton Adassinsky
Übersetzung: Rainer Jäckel
Foto: Elena Iarovaia, Roman Ekimov, Anton Adassinsky u.a.
Bilddesign: Elena Iarovaia
Video: Elena Iarovaia
Laut Drehbuch preschen die Hunde in die Trauerfeier herein, fallen über das Grab her, kommen danach zu mir, streichen mir um die Beine, schnüffeln an mir herum und kläffen mich an.
Ich will es gleich vorwegnehmen, es ist ohne mich abgegangen …
7.15 früh
Einstellung. Der Sarg steht auf zwei Brettern über einem ziemlich tiefen Grab. Der Geistliche wirft eine Handvoll Erde hinein, in diesem Moment sollen die Hunde heranstürmen. Der Sarg ist mit Wurst und allen möglichen Leckereien eingerieben.
Acht wutschnaubende Jagdhunde stürmen heran, stürzen kläffend auf eine Ecke zu und knurren ein Erdloch an.
— Stopp!!
Der Dresseur schimpft mit den Hunden und macht ihnen vor, wie man einen Sarg beschnüffelt… Die Hunde schauen sich nach dem Loch um.
— Klappe, die Zweite!
— Kamera läuft!
Die Hunde kommen angeprescht, und nichts wie zu dem Loch …
Sokurow trifft sofort eine Entscheidung.
— In dem Loch ist jemand drin. Auf geht’s, wir müssen ein neues Grab schaufeln. Genau hier!
Für die zwölf Männer von der Kulisse kein Problem. Einmal kräftig in die Hände gespuckt, und fertig.
8.50
Das neue Grab ist ausgehoben, das alte zugeschaufelt, die Beleuchtung neu aufgestellt, die Grabsteine umgesetzt.
— Kamera! Aсtion!
Die Hunde kommen angeprescht und bleiben verunsichert stehen… Das Loch ist weg.
— Stopp!
Kurze Beratung. Gegen ein angemessenes Entgelt wird unten im Dorf eine Katze in einem Vogelbauer entliehen. Der Dresseur rennt im Kreis herum und macht die Hunde mit der Katze heiß. Die Hunde werden fuchsteufelswild, die Katze kreischt wie von Sinnen. Sokurow hat einen genialen Einfall. Die Katze wird in den Sarg gesteckt, der Sarg wird vernagelt.
— Kamera!! Action!
Die Hunde kommen angerannt und laufen dumm herum, weil sie entweder das Erdloch suchen oder die Katze.
Von den Hammerschlägen auf den Sargdeckel ist die Katze vermutlich in Ohnmacht gefallen und sagt keinen Mucks mehr.
— Stopp!!!!!
11.30
Die Sonne zeigt sich. Der berühmte Kameramann Bruno sagt vernehmlich «Fuck!!». Alle stimmen ihm zu. Beratung.
Fleisch wird ins Grab geworfen…
Die Hunde kommen angerannt und streichen um Margarethes Beine. Sie quiekt und fleht unter Tränen, man möge die Katze aus dem Sarg holen.
In den Sarg werden Löcher gebohrt, damit die Katze nicht erstickt. Sokurow bittet darauf zu achten, dass die Katze nicht angebohrt wird. «So dumm ist sie nicht, sie wird sich schon winden», meint ein Techniker. Die Katzenbesitzerin redet laut auf den Sarg ein, um das Tier zu beruhigen.
— Take five!! — Kamera…!! Action!! Stopp!!
Die Hunde haben ein Schaf in einem Gatter entdeckt und sind zu spät ins Bild gekommen…
Beratung…
Der Dresseur pfeift und klettert ins Grab.
Die Katze wird herausgelassen. Sie kreischt, die Bestitzerin steht wie ein Standbild da, die Katze hoch erhoben. Die Hunde springen um sie herum…
Der berühmte Kameramann Bruno ruft – «Sun!!!»
Unaufhaltsam drängt die Sonne hervor. Margarethe wird von den Maskenbildnern gepudert. Sie strahlt vor Glück wegen der Katze.
Sokurow:
— Margarethe! Mach ein ernstes Gesicht! In dem Sarg liegt dein Bruder. Allgemeiner Weinkrampf…
— Kamera!!
Der Dresseur pfeift!
Die Hunde kommen angewetzt und fallen in wilder Hast einer nach dem anderen ins Grab…
Stopp!! Im Kasten!!
Stille und Pause.
Sokurow:
— Wunderbar, phantastisch, im Kasten, das gibt’s nicht, danke, danke, danke!
Text: Anton Adassinskij
Übersetzung: Rainer Jäckel
Ich kann mich nicht einmal genau an alles erinnern…
Ich weiß noch, dass ich mir in einer Nacht 72 Kurzfilme ansehen musste, weil ich beim Open Cinema in der Jury saß.
Das reicht für die nächsten zehn Jahre…
Am Morgen darauf haben wir das Konzert geprobt.
Zwei neue klasse Lieder sind entstanden.
«Die Jahreszeiten» von Andrey Sisinzew und «Die Katze auf der Knopfharmonika» von mir.
Olja Arefjewa hatte ein Lied mitgebracht, zu dem wir die Begleitung spielen sollten. Die Jungs haben ihr die Gitarre weggenommen und so musste sie allein zum Schlagzeug singen. Es war großartig.
Mit Zhenja Fjodorow hat man es auf der Bühne leicht. Wir hatten viel Spaß bei dem Lied «Geld».
Und jeden Tag habe ich außerdem noch meinen Text für die «Faust»-Verfilmung von Alexander Sokurow gelernt. Mephisto der Wucherer spricht altertümliches Deutsch.
Jetzt bin ich zu den Dreharbeiten in Tschechien und Lena Iarovaia bereitet das große Projekt «Narrenreich» zum Abschluss des Festivals in Radebeul vor. Während der Dreharbeiten schaffe ich es abends nur ein paar Zeilen zu hinzukritzeln, wie der Tag gelaufen ist.
Eben diese kurzen Notizen möchte ich euch zeigen.
Anton
Die erste Geschichte
Mir als einem der Hauptdarsteller steht eine Menge Annehmlichkeiten zu. Darunter auch ein Wagen. Ich habe darauf verzichtet und komme zu den Aufnahmen mit dem eigenen. Das Schloss, auf dem gedreht wird, ist weit weg vom Hotel; ungefähr 30 Minuten zu fahren über krumme tschechische Straßen.
Am zehnten Tag fingen mir von der komplizierten Maske oder von noch etwas anderem die Augen stark zu tränen an.
Und abends auf der Fahrt wurde mit klar, dass ich erblinde…