DEREVO e-life

AKTUELL- 22.02.18 - Footprints

22. 02. 2018, 23:58 | by DEREVO
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Snow. Photo - Katja Pietrusky

Ich habe sehr auf den Schnee gewartet. Er kam nachts. Wahrscheinlich.
Schnell und viel.
Ich zog mich schnell an, rannte in den Park und knirschte mit Vergnügen über die weiße Fläche in ein morgendliches Café.
Nach hundert Metern – Ich blickte mich um und erstarrte.
Die schwarze Kette der Spuren erinnerte an die Hieroglyphe einer unbekannten Sprache offenbar, und umgeblickt hatte ich mich rechtzeitig
Die Hieroglyphe ist vollendet
Ordentlich und in meine eigenen Spuren tretend, kehrte ich mit dem Rücken zurück zum Anfang
Ich stehe und lächle, aber mein Herz schlägt wie wild.
Ich kann nicht zur Seite gehen – es gibt nur einen Weg
Aber diesen Weg bin ich schon gegangen – ein zweites Mal geht nicht, so viel ist sicher. Und nach Hause zurückkehren kann ich auch nicht – dort ruft mich das Alter.
Es ist heller geworden und meine Füße frieren. Ich habe mich nicht bewegt.
Das Brennen in der Leiste erzählte davon, was die Hieroglyphe von mir weiß und dass sie nicht aus Spuren, sondern aus einer Kette schwarzer Küsse besteht.
Ich rief Renat an. Er ist Schauspieler – verstand alles. Und nach einer Stunde kam er mit Skiern. „Die sind alt. Unnütz.“
Er warf sie mir hin, um nicht näher zu treten und nicht in das zu geraten, was er dann nicht vergessen kann und zog sich bescheiden zurück.
Ich klebte das Metronom der Spuren zusammen – mit Skiern.
Es war mir nur sehr wichtig, dass die beiden Streifen zu einem langen Zeichen werden „=“

Die Skier ließ ich am Ende des Schriftzuges liegen und hüpfte in Hasensprüngen ins Café.

Der Tag beginnt mit nichts.

Text: Anton Adassinsky
Übersetzung: Katja Pietrusky
Fotos: Katja Pietrusky

DEREVOs Tournee-Plan wurde aktualisiert »»

Mit vielen Auftritten in Dresden aber auch Termine in Potsdam,
Sankt Petersburg, Woronesch u.a.

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AKTUELL - 29.11.2015 - Die Gottlosen

29. 11. 2015, 16:04 | by DEREVO
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DEREVO - NOW - Rotten Heathens. Photo - Anna Bogodist

 

“Hier ist der Mensch, der seinen Lauf begann
Vor langer Zeit, als es im Weltall hell ward…”*

 

 

Ein Korridor in einem Krankenhaus.
Es ist nicht gerade sauber, die Einrichtung ist abgenutzt.
Den Korridor entlang gehen zwei Menschen.
Ein Junge in einem warmen Pullover, etwa 11-12 Jahre alt.
Dicht hinter ihm ein Mann mit unnatürlich gehobenem Kopf, sein Gesicht ist von Brandwunden entstellt.
Er trägt einen Bademantel über dem anderen.
Darüber noch eine Krankenhausjacke.
Die Schlafanzughose ist unten angeschmutzt und er geht vollkommen barfuß.

An der Ausgangstür fängt sie ein Pfleger ab, vielleicht ist es auch der Arzt.
Er fasst nach dem Jungen.
– Hast du den Teppich?
Der Junge zeigt auf die Rolle unter seinem Arm.
Der Mann mit den Brandwunden sieht über die Köpfe hinweg und gewissermaßen durch sie hindurch…
Sie gehen die Treppe hinunter, und sobald der Mann den Boden unter den Füßen spürt, rennt er auf der Stelle los.

Allem Anschein nach ist das der Park für Spaziergänge, der zum Krankenhaus gehört.
Der Mann rennt an einem Drahtzaun entlang.
Der Junge läuft ihm nach und man spürt, dass sie das öfter tun.

Der Dreh ist dynamisch.
Hier muss es irgendeine Panne geben:
Entweder wird die Kamera langsamer oder das Zaungitter wird aggressiver und das Licht fängt irgendwie an zu flackern, es verdüstert sich.

Eine Schneewolke.

Und Schnee fällt und er taut auf dem Gesicht
Und auf den Wangen schon Todesröte

An einem Fenster des Krankenhauses steht eine Pflegerin mit einem kranken Knaben im Arm und beobachtet den Mann mit den Brandwunden und den Jungen.

Sie sitzen auf einer Bank.
Die Beine des Mannes sind in ein Handtuch gewickelt, unter den Füßen im Schnee liegt der Teppich.
Er bemerkt es nicht.
Irgendwo da unten…

Totale (Breughel d. Ä., „Jäger im Schnee“)

Der Schneemann ist beinahe fertig.
Statt Händen hat er Ruten. Viele Ruten.
Die Bengels führen dort etwas im Schilde und der Verbrannte weiß, was es ist.
– Gib sie ihnen.

Er gibt dem Jungen eine Schachtel Streichhölzer.
Der Junge kneift die Lippen zusammen und rennt hinunter.
Unterwegs stolpert er. Er fällt drollig in den Schnee. Er steht auf und dreht sich um.
Der Verbrannte liegt auf der Bank irgendwie verrenkt auf der Seite.

Der Junge rennt schreiend zurück und sofort an der Bank vorbei zum Krankenhaustrakt.
Der Schnee im Gesicht des Verbrannten hat aufgehört zu tauen.
Die Kinder da unten haben es endlich geschafft die Ruten an dem Schneemann anzuzünden.
Feuer und Schnee.

Der weiße Götze schmilzt, das weiße Spielzeug!!
Die Mohrrübennase mit Knopfaugen!
So ist es immer!
Er verbrennt – und nimmt sie mit!

Die Irre am Fenster:
– Diese gottlosen Mistkerle!…

 

Photo - Elena YarovayaPhoto - Anna BodogistPhoto - Elena ImamovaPhoto - Anna Bodogist

 

Text: Anton Adasinsky
Übersetzung: Rainer Jäckel
Fotos: Anna Bogodist, Elena Imamova, Elena Yarovaya
* von Bella Akhmadullina

 

DEREVO im Dez. 2015

ERARTA Stage, St. Petersburg

HARLEKIN, 2. - 5. Dez. 20:00 + 6. Dez. 14:00 // KARTEN & Infos »
Die Nacht, 6. Dez. 20:00 // KARTEN & Infos »

Festspielhaus Hellerau, Dresden

Waiting for the White Snow, Open Air, 11. Dez. 18:00 // Eintritt frei »
HARLEKIN, 19. Dez. 20:00, 20. & 27 Dez. 11:00 // KARTEN & Infos »
HEART, 26./27. & 29 Dez. 20:00 // KARTEN & Infos »
Na Zdorovje, Improvisation, 30. Dez. 20:00 // KARTEN & Infos »

 

AKTUELL - 03.03.2008

03. 03. 2008, 23:58 | by DEREVO
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NOWSo we’ve been to Samara, St. Petersburg, Moscow…

Something happened to us or to the people who are here for us.
Now they all really-really want us to be and to live,
Although I’ve had some other plans recently.
And the black cloud is covering the birthmarks and the stubble…
And suddenly, as expected, there’s so much Love!
Not simply, “D’you have any tickets still?”
But crying, “I need it! I flew from Siberia…”

White snow. The colour of the morning alley in a sanatorium just as you’re going out of breath after the nurses’ words:
“There’s a visitor for you.”
“Who?” – you’re pleading – “Who?”
She smiles.
“You’ll see for yourself.”

Pyjamas, a hospital-gown; and sliding down into the park, throwing off a cast of myself on each step of the stairs, a cast of sinful, blabbing and unique me. Then an excuse for the prepared joke: “I love me, me of my own making…”*

Cold hands, a discomfort, where to put those oranges? And then – slantwise into the snowdrift. An incantation.

 

 

Attention! Snow! Photo - Elena YarovayaMost Important Thing Is To Have Someone To Love. Photo - Elena YarovayaAt the Pulkovo Airport. Photo - Elena YarovayaSTEREOZOLDAT
Anton & Lu, Samara. Photo - Elena YarovayaA bus in Samara. Photo - Elena YarovayaPhoto - Elena YarovayaDEREVO Poster in Samara. Photo - Elena Yarovaya
Anton in the snow, Samara. Photo - Elena YarovayaLu in St. Petersburg. Photo - Elena YarovayaRainy February. Photo - Elena Yarovaya

 

Text: Anton Adassinskij
Übersetzung: Rainer Jäckel
Fotos und Bilddesign: Elena Iarovaia