endlich fangen wir an unsere Video-Unordnung zu sortieren
Es gibt so vieles in den Ecken, auf den Festplatten, Speicherkarten und VHS-Kassetten: Stücke, Aktionen, Clips, Fragmente unserer Musik-, Film- und Theateraktivitäten
Das alles wird nun durch Andrey Gladkich und Makhina Dschuraewa durchgekämmt und auf unseren neuen Kanal bei Vimeo hochgeladen
Seht das Euch an, teilt es, abonniert den Kanal, schreibt Eure Meinungen
Es gibt dann später dort Filme mit meiner und DEREVOs Mitwirkung, Stücke (auch ganze), Solos von unseren Tänzern, alles Mögliche… Meine Arbeit mit anderen Companies als Regisseur, eigene Filme und Videos - die ganze Kunst, die wir noch außerhalb der Bühne so leidenschaftlich schaffen.
Danke!
Anton Adasinskiy
Und hier ist noch eine Kurzgeschichte von mir:
Über Piraten
In Moskau ging ich zu einer Prostituierten.
Sehr teuer, aber sie ist es wert.
2,13 m
Gewicht, denke ich, so etwa 150 kg.
Aber hier geht es nicht um Sex.
Sie reibt sich nur mit Milch ein, nimmt das Buch “Die Schatzinsel” und liest innig daraus vor
Und du liegst nackt, eingerollt zwischen ihren Beinen
Und schon bis du 20 und erinnerst dich an die Kinderrutschen, in der Nacht mit einem Mädchen
Und nun bist du 15 und du wirst die Welt verändern
Jetzt 10, und die Menschen sind verschieden, wie sich herausstellt, und muss man denn leben?
Sechs
Fünf
Und du schläfst ein, in dich versunken unter dem Knarren der Masten und den fernen Gesängen
der Piraten.
Text: Anton Adasinskiy Übersetzung: Katja Pietrusky
How wonderful. The number Pi!
Now we know everything!
No more secrets, everything has been revealed!
All questions answered!
Even if they were never asked!
Now we know names, prices, how many freckles Amelia has, the temperature on Phobos, we know that tomorrow is Tuesday,
We know Odin’s DNA, we know there are five fingers, six senses and seven sins.
We know four wives are allowed.
And that there will be no war on 16th of March.
We know that everything is possible!!
And we know that we don’t need to do anything.
People have made a lot!
So much. Much is already broken or rusted.
No problem! We’ll produce more!
Everything is counted, painted, discarded, bought, used, hidden, resold, shared, smothered in kisses and forgotten.
In Leipzig the police shot down a drone flying over the city centre.
It crashed with its cargo – a teddy bear.
Someone wanted to deliver a gift in an original way.
Well?? Come on, go to the shop, buy a second bear and march forward!
On foot, as you were!
To personally dispatch the gift into happy little hands.
That’s it!
Everybody’s free, at last.
No need to think or gossip, to search for the truth, clarifiy. Nothing to talk or exchange opinions about.
We know everything!
2017 for me was four kg of Plutonium.
Not enough critical mass.
And then, finally, it exploded, and this shimmering haze suddenly condensed in my head, the mosaic began to melt, and mixing in wonderful streaks, the lava of ravings and consciousnesses flowed down to the shore of my one and only river, hissed on the wet sand and began to cool.
I’ll wait for a while
And then I’ll hop over the still warm stone into the water
To bathe.
Text: Anton Adasinsky English text editor:David Kemp Photos: Elena Yarovaya, Julia Obraztsova
Ich bin gewachsen. Ein echter Super Star, oder?
Ich spiele mein Solostück
Es heißt „Der Letzte Clown Auf Erden“
Achten Sie zum Beispiel auf alle die Großbuchstaben!
Und am 23./24. Mai gibt es wieder ein Workshop in Sankt Petersburg. Ich zeige dort den Zweiten Feind, der deutlich unheimlicher ist, als der Erste oder der Dritte.
DEREVO lebte durch 2016 erstaunlich glücklich
Mit einem Gefühl von Gesundheit und Leere im Kopf
Als Folge – stetiges Lächeln!
La Divina Commedia und Reflection kehrten zurück
Mandelstam in Moskau
Viele Dreharbeiten, Ferien in Indien und Spanien
Und noch so viel mehr
Wundervoller Dezember in Dresden.
„Der letzte Clown auf Erden“ von Anton Adasinsky
Premiere des Duetts von Makhina Dzhuraeva und Alexey Popov „More“
Die „KeinMondTag“ Aktion mit Pawel Semtschenko von AKHE
Vielen Dank an alle Freunde für ihre Unterstützung und die positiven Schwingungen
Anna Bogodist
Isolde Matkey
Igor Fomin
Grigory Schmidko
Andrey Bobylev
und allen!!!
Ein glückliches Neues Jahr!!
Text: Anton Adassinsky Fotos: Katja Pietrusky, Roman Ekimov, Elena Yarovaya
To name a despot as despot was always dangerous.
Nowadays it’s just as dangerous to name slaves as slaves. R. Akutagawa
A Pygmy’s Proverbs (from the Russian translation by N. Feldman)
So…
We did it Wolfhound Age
Without quotes
And the most powerful moment - meeting with the students from the Territory Festival workshops.
We sat in silence.
And I realised that it was possible
I could do it without abstraction and metaphysics
To say exactly:
Yes!
It was like that!
And it will be again - if you’ll believe what they spin about the history of the country.
And it will be again - while the minister of culture opens monuments to murderers.
And it will be again - while the country wanks and has an orgasm over the slogan “Might is Right”,
And there’s no control of drugs and thieves,
And somebody dares to publish the “Four Stout Hearts” and that putrid list of pseudo-cultural values keeps growing…
And it will be again - while sabre-toothed Cossacks spread their booze-breathed gabble, breaking into a theatre like it’s a field bog-house,
While quasi-orthodox thugs smash exhibitions and sponsor pickets and vandalism.
And it will be again.
And you’ll get up early in the morning, and will huddle with your ear to the door,
and listen as they drag someone down the stairs.
And I don’t want to imagine for how many years you will dream of the child crying in that apartment.
My dear young people!
With us, everything is clear. Bearded creators. Licking each other, rejoicing in mutual understanding.
That public letter was a first warning -
Some signed it, some didn’t
We forget such things.
But how about you?
Anton Adasinsky
English text editor: David Kemp Photo & Video: Makhina Dzhuraeva
Ich habe mit den Proben zu „Wolfshund-Jahrhundert“ im Gogol-Zentrum angefangen.
Das Projekt ist Ossip Mandelstam gewidmet.
Chulpan Khamatova ist die Seele, ich bin das Chitin des Dichters. Mit dabei sind acht tolle Burschen aus der Truppe von Kirill Serebrennikov. Wir haben bereits in „Wer hat in Russland ein schönes Leben“ zusammengearbeitet.
Ich habe die ersten Probeaufnahmen zu meinem Soloprojekt „Das wohltemperierte Klavier“ gemacht. Meine Kenntnis der Über-Marionette kann ich hier in vollem Umfang anwenden. Lena Yarovaya hat 12 Solovorstellungen auf dem Mittelalter Kultur Festival in Dresden gespielt.
Wir fahren nach Edinburgh! Wozu? Ich weiß es nicht. Nein. Ich weiß es.
Dort, in Edinburgh, sind wir zu Hause; in den Straßen ist jeder Zweite ein Künstler, und die Barkeeper verstehen nicht weniger von Kunst als die Profis vom „Scotsman“ und vom „Herald“.
Warum wir diesmal „Once“ spielen? Die Frage ist nicht leicht zu beantworten.
Seit vier Jahren suchen wir nach etwas Fröhlichem für die Kinder – eine Aufgabe, die immer schwieriger wird. Die ernste, von Sorgen erfüllte Welt hat Kindern nicht viel zu bieten. So sind die Zeiten. Mit Trickfilmen aus den 50er und 60er Jahren kommt man auch nicht sehr weit. Ich will die Kinder ins Theater mitnehmen, in ein Märchen. Ein schönes und reiches…
Und noch mehr Lust habe ich SELBST auf einen guten Film. Aber da muss man lange suchen.
Vielleicht ist „gut“ nicht das richtige Wort. Na ja… Zumindest ohne Moralin. Kinder sind klüger als Erwachsene: Trinken ist nicht gut, Insekten sind Außerirdische, und die Galapogos-Schildkröte hat sich geopfert, um die Evolution zum Stillstand zu bringen…
Von der ersten Zeile, von der ersten Einstellung, vom ersten Ton an fühle ich, dass ein Stück von meinem Leben gleich aufgefressen wird… Oder… auf einmal fängt das Herz an zu schlagen, die Finger sprühen Funken, und eine fremde Seele legt sich wie eine Sauerstoffmaske über das Gesicht. Denn ich ahne, wie auch alle anderen, dass irgendwann alles gut wird. Und ich muss daran glauben, dass ich in diesen verborgenen Träumen nicht allein bin.
“Once” ist etwas, das für immer bleibt. Wie Robinson Crusoe, Gagarin, die Watte unter dem Tannenbaum, das Rattern der alten Straßenbahn, das Klopfen der Dominosteine im Hof…
Ein Lichtstrahl löst sich von meiner Brust, verwandelt sich in den Mond und steigt auf zu den Sternen, und dann fällt auf ihn ein Schatten! Das bin ich, ganz klein, wie ich auf einem Spielzeugkometen den Pfad des Mondes kreuze!
Und das könnte ich mir ewig ansehen.
Den ganzen August, jeden einzelnen Tag, werden wir das Wunder bei den Ohren packen.
Anton
Text: Anton Adassinsky Übersetzung: Rainer Jäckel Video: Andrey Gladkikh Fotos: Makhina Dzhuraeva, Elena Imamova, Igor Fomin
DEREVOs Vorstellungen
4.-29. Aug. 2016 (außer am 15. und 22. Aug.)
Edinburgh Festival Fringe
Ich habe eine Woche in St. Petersburg verbracht.
Ein Rekord an Begegnungen und Gesprächen.
Alle Begegnungen betrafen die Organisation der Arbeit von DEREVO in St. Petersburg.
Ich war keine einzige Minute allein.
Es gab Treffen mit dem Kulturausschuss, mit Theatern, Regisseuren, Beamten, Studenten…
Zwei Tage habe ich mich ausgeruht, und jetzt versuche ich, mir über meine Empfindungen klar zu werden.
Das war in irgendeiner anderen Welt. Mit dieser Welt hatte DEREVO nie etwas zu tun.
Ich war während dieser Tage ständig in Gefahr
In der Gefahr, unabhängig zu erscheinen.
Der Gefahr, mich auf Kompromisse einzulassen.
Der Gefahr missverstanden zu werden. Der Gefahr, zu viel zu scherzen. Der Gefahr, das Privatleben einzusaugen, das aus jedem Gesprächspartner förmlich herausquillt.
Der Gefahr, beim Anblick der ganzen Aussichtslosigkeit der Pläne dieser Menschen herzkrank zu werden.
Wenn man von Millionen beunruhigter Menschen umgeben ist, wird man selbst unruhig. Der Schlaf verließ mich. Whisky und Musik.
Der Wunsch Staub zu saugen und die Schuhe zu putzen.
Ausbrüche von Ärger auf Verkäufer und Taxifahrer, das kannte ich vorher nicht.
Ich habe mich weit aus dem Schützengraben gelehnt. Ich kann angeschossen werden.
Am letzten Tag kamen zwei Studentinnen, um sich zu verabschieden und sich für die Meisterklasse zu bedanken. Sie fragten, ob sie rauchen dürften.
Ich hatte nichts dagegen. Sie rauchten einen Joint und der Geruch zog aus dem Gedächtnis jenen fernen Morgen hervor, als ich im Kosmos erwachte. Es war 4 Uhr morgens, und durchs Fenster strömte von außen her ein Laut, der weder zu Leningrad, noch zur UdSSR, noch zu unserem morgendlich feuchten Hof gehörte… Ich erinnerte mich, wie ich zum Fenster ging und ganze 40 Minuten lang auf dem Fensterbrett sitzen blieb…
Es stellte sich heraus, dass mir der Richter meine 17 Jahre nicht angerechnet hatte. Ich fing von vorn an.
Und ich tat dasselbe!
Ich stellte einen uralten Combo-Verstärker ins Fenster und ließ „Wish you were here“ laufen…
Doch da geschah etwas Seltsames. Uns überkam sofort die Angst.
Ich drehte die Lautstärke zurück, doch die Angst blieb.
Ich machte alles aus, und ich musste das Fenster schließen, um mich zu beruhigen.
Ich zeigte den Mädchen ein Buch, das ich an jenem Abend gekauft hatte.
Ich hatte drei Jahre danach gesucht und hatte es gekauft!
Die erste kleine Auflage seines Buchs „Der Stein“ von 1913 hat Mandelstam auf eigene Rechnung herausgegeben.
300 kleine Büchlein, die meine Welt auf den Kopf gestellt hatten, und nicht nur meine… Wir lasen die Verse, und Pink Floyd löste sich ab und flog nach Hause…
Seite 8 sang ich ihnen vor.
Das ist alles.
Dann ein Taxi und das gewohnte „Könnten Sie das Radio ausmachen?“
Text: Anton Adassinsky Übersetzung: Rainer Jäckel
Video:
Gedicht von Ossip Mandelstam Musik komponiert und interpretiert von Roman Dubinnikov Fotos verschiedener Autoren aus dem Archiv von DEREVO
mit
Anton Adassinsky
Nikolay Gussev
Alexei Rachov
Victor Wirvitsch
Igor Timofeev
Veronica Golubewa
Sascha Charinowa
Video und Foto : Nastasia Maslennikova, Eva Kuligina
Ton : Wsewolod Gakkel, Mark Titov
Schnitt : Nastasia Maslennikova, Eva Kuligina
Assistenz : Alexandre Senin, Olga Ogneva
Produzent : Seva Gakkel
In Zusammenarbeit mit 3MostA Hotel und Erarta Museum und Gallerien für gegenwärtige Kunst
Gespräch und Improvisationsabend mit Filmausschnitten im Angleterre Kino am 11. Oktober
Vortrag und Vorführung zum DEREVO-System in der Michail Chemiakins Stiftung am 13. Oktober
bis dahin kann man sich auch den Dokumentarfilm “Mit Regenbogen im Herzen” von Galina Korschikowa ansehen. Die seltenen Aufnahmen aus dem DEREVO-Archiv stammen von Andrey Gladkich.
Und hier sind noch die Bilder von unseren jüngsten Projekten:
“WEISSE FESTUNG” in Dresden, wo ich endlich die Hauptrolle spielen konnte, denn Pawel Semtschenko war woanders beschäftigt
“Die Pionierenparade” beim diesjährigen Wandertheater Festival in Radebeul: Hauptsache alle amüsieren sich!
“Midnight Balance” beim Radebeul Festival
Finale Grande des gleichen Festivals: zehn tausend Holzstücke und fünf tausend Zuschauer!
Text: Anton Adassinsky Foto: Elena Yarovaya, Silvio Dittrich, Anton Adasinsky, Igor Fomin, A. Rummler
Ich schreibe mit großem Anfangsbuchstaben, damit ich nicht ausgezischt werde und damit es zu Ende gelesen wird.
Ich grüße euch alle!
Ihr Listigen und Bärtigen, Glatzköpfigen und Unsichtbaren, Gemalten und Vergoldeten, Tönernen, Hölzernen und schwer Auszuspechenden.
Habe ich auch niemanden vergessen?
Ja… noch dieser eine, der Sonnengott Ra — der im «Joint» Geborene.
Ich sehe, ihr arbeitet, ihr gebt euch Mühe.
Kriege, Kriege, Tod, Hunger…
Und die Kriege werden nicht um eine Prinzessin oder um Landbesitz geführt, sondern angeblich euretwegen, ihr «Teuren»
Es klappt nicht bei euch…
Ihr solltet euch irgendwo auf einer kleinen Wolke treffen und eure Kräfte messen, oder die Länge eurer Zungen.
Wir aber werden weiter die Menschen glücklich machen, und ihr werdet uns nicht aufhalten!
Und ich werde euch überleben!
Und lastet das Unglück der Menschen nicht dem Teufel an!
«Die Rolle des Teufels wird stark übertrieben» - A. Sokurov
Ich werde euch überleben, ihr Pappnasen…
Viel Glück im Neuen Jahr, ihr Menschen!
Geht euren Angelegenheiten nach!
Ihr seid geboren um glücklich zu sein!
So SEID es!
Anton Adassinsky
und die Gruppe DEREVO
post scriptum
Ich bin oftmals danach gefragt worden…
Ich wollte nicht antworten.
Jetzt werde ich es sagen.
Als ich in der Faust-Verfilmung mitgespielt habe, habe ich manches erlebt.
Jeden Tag «Zeichen», «Begegnungen» und Gesichte…
Ich dachte, ich würde das nicht aushalten.
Geholfen haben mir Old Pulteney und Morton Feldman
Dann hat es aufgehört, aber Spiegel und das Geräusch des Windes machen mich immer noch nervös.
Deshalb schreibe ich in der ersten Person.
Obwohl ich davon auch nicht mehr ganz überzeugt bin.
“ONCE…” final bows have been filmed on 28 Dec. 2013 at the Festspielhaus Hellerau in Dresden
Kamera: Makhina Dzhuraeva Tänzer: Anton Adassinsky, Elena Yarovaya, Tatjana Chabarova, Oleg Zhukovsky, Pawel Alechin Ton: Daniel Williams Licht: Falk Dittrich Management: Isolde Matkey
Text: Anton Adassinsky
Übersetzung: Rainer Jäckel
Video: Machina Dschuraewa
I was quite full of wonder after my brief visit to Moscow to the Lumiere Gallery.
I hadn’t expected that so many people were still able to walk slowly and speak gently, to look into your eyes and even to listen to you without meddling with their iphones right in front of your face. I’m speaking of the visitors to the exhibition and to my gig there.
The exhibition Time of the Bells is a VERY GOOD one. Thank you to Nastya and all other organisers behind the scenes.
Meanwhile the DEREVO studio in Dresden has been turned into a filming location. A motion picture in progress is:
The Middle of White (working title)
Idea: Pavel Semchenko (AKHE)
Director: Pavel Semchenko
Cast: Anton Adasinsky (DEREVO)
Cameraman: Andrey Gladkikh
Assistant: Natalia Krymskaya
Producer: Pavel Semchenko
Big thanks to Elena Yarovaya and Isolde Matkey for their support with the boring administrative tasks.
We will tell nothing yet about the music. That will be a surprise.
Anton
(english text editor: Daniel Williams)
Also the heavy metal performance by DEREVO is nearing:
29 – 31 March 2013 in Festspielhaus Hellerau, Dresden
Anton Adasinsky performs his song Cat on Accordion from the Album DOPPIO live at Lumiere Centre in Moscow, 9th of March 2013. On stage are Alexandra, Veronika, Anton & Nikolay
Anton und DEREVO sind nach wie vor mit der Vorbereitung der Dreharbeiten zu dem Musikfilm „Doppio“ (Regie: Anton Adassinsky) beschäftigt:
Anton glaubt, das Drehbuch sei noch nicht fertig. Der Gitarrist I. Timofejew dagegen meint, dass der Clip „Zvezda“ („Der Stern“) alle Ideen des Films in sich vereint und dass die Dreharbeiten abgeschlossen sind…
L. Lejkin ist der Ansicht, dass es sich um einen mehrteiligen Film handelt, der genau mit der dritten Folge anfängt…
Alles in allem, die Arbeit ist im Gange.
Endlose Musikproben, Szenenfotos und Probedrehs… Wir hoffen, dass wir schon im März mit den Aufnahmen beginnen können, aber bis dahin – sehen Sie das hier…
Wir bitten um Ihre Aufmerksamkeit für den Clip „Zvezda“. Dazu gehören ein wichtiges Foto und ein langer Text, der dessen Wichtigkeit erläutert.
Verstehen Sie mich richtig. Ein neues Ding ist etwas Neues, ein altes – etwas Altes. Ein Ding kommt ohne Wärme in die Welt. Dann begegnet es seinem ersten Menschen. Es nimmt einen Teil seiner Wärme in sich auf, einen Teil seiner Seele. Später immer mehr und mehr. In die Liebe anderer Menschen getaucht, fängt es an zu funkeln, und der Kreis seiner Bewunderer wird größer.
Menschen und Dinge haben gelegentlich Streit, sie leben in Scheidung, sie picknicken, heiraten, begehen Verbrechen… Ein Ding kann von zu Hause weglaufen oder sich einen anderen suchen… Ein Ding kann strafen oder sogar töten…
Verstehen Sie mich richtig…
Es gibt lebendige Dinge, und es gibt tote Dinge. Wie auch Menschen. Jedoch wird ein toter Mensch begraben. Ein totes Ding dagegen lebt in der Welt fort bis zu seinem physischen Verschwinden.
Ein lebendiges Ding ist immer Teil eines Menschenschicksals gewesen. Selbst wenn es sich um ein Auto handelt oder um einen Salzstreuer. Anfang der 70er fingen die Menschen an, traurige Lieder zu singen. Und auf die Töne dieser Balladen setzten sich wie Vögel Ermüdung und Misstrauen. Misstrauen in vieles. Unter anderem in die eigene Arbeit. Warum sollte man ein gutes Ding machen? Wer erkennt den Unterschied?
Das kaltblütige und gesichtslose China hat uns mit toten Dingen überschüttet. Das Schreckliche ist, dass sie Kopien von echten Dingen sind, und dass in jedem davon ein kleiner Mensch mit Borstenbärtchen und verschlagenen Augen sitzt…
Die Musikinstrumente haben sich am längsten gehalten…
Ich suche alte Gitarren. Ich versuche sie zu erhalten und ihr Leben ein wenig zu verlängern. Ich weiß, dass der Tag kommt, an dem auf der Erde KEINE EINZIGE alte Gitarre mehr übrig sein wird. Aber bis dahin…
Eine Höfner „Congress“ aus den Fünfzigern. Damals eine preiswerte Gitarre. Und sie war anspruchslos in der Handhabung: sei am Strand oder beim Picknick… Darum sind ganz wenige von ihnen übrig geblieben.
Die Anzeige hatte wegen ihrer Kürze und Unentschlossenheit mein Interesse geweckt: „Alte Gitarre abzugeben“ Punkt. Und nur durch ein einziges Foto, auf dem im Vordergrund ein altes Futteral zu sehen war.
Es hatte den Anschein, dass der Besitzer ihr nicht nahe kommen wollte. Der Preis war offenbar aus der Luft gegriffen: 100 Euro. Wegen der Umrisse erriet ich, dass es eine Höfner war. Am Telefon bestätigte der Besitzer: dass es eine Höfner ist und dass die Gitarre 40 Jahre an der Wand gehangen hatte. Wir verabredeten uns.
In der Nacht, im Hausflur seines bayrischen Häuschens, fragte ich ihn, ob er wisse, dass diese Gitarre sehr viel mehr wert ist.
- Schon möglich, sagte er, aber das ist jetzt unwichtig.
Die hundert Euro steckte er nicht ein, er suchte einen Platz, wo er sie hinstecken konnte. Das Geld versengte ihm die Hände. Zusammen verstauten wir die Gitarre im Futteral. Sie wollte nicht hineinrutschen. Ich fragte ihn, ob er Gitarre spielt. Er antwortete mit lauter Stimme, so als sei es noch für jemand anderen bestimmt:
- Nein, aber mein Vater hatte es sich sehr gewünscht. Er hat sie mir vor sehr langer Zeit geschenkt. Dann berichtigte er sich: er hat sie für mich gekauft.
Er wollte, dass ich möglichst schnell wieder wegfahre. Ich wollte dasselbe.
Ich musste die Fenster im Wagen öffnen, so stark roch das Futteral nach Fäulnis. Diese Gitarre hatte niemals an der Wand gehangen! Sie war im Keller eingesperrt gewesen, seit endgültig feststand, dass aus dem kleinen Jungen kein Musiker werden würde. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt, und weder der Vater noch der Sohn hatten es übers Herz gebracht, sich von ihr zu trennen.
Sie begann zu funkeln, als ich die Schimmel- und Rußschicht von ihr entfernt hatte. Es stellte sich heraus, dass sie NEU war! Niemand hatte jemals auf ihr gespielt. Im Korpus bemerkte ich einen Zettel. Ich zog ihn hervor und blieb lange sitzen, weil ich nicht wusste, was ich damit anfangen sollte. Auf den zerknüllten Papierfetzen war von Kinderhand etwas gekrakelt: ein Junge hinter einem Gitter aus Saiten und die Aufschrift: