Tour-Plan aktualisert: St. Petersburg, Terschelling, Dresden, Edinburgh
06. 05. 2012, 12:53 | by DEREVO
Sie können die Seite mit dem Tournee-Plan unter diesem Link finden »
Der Plan für den Sommer 2012 steht fest.
DEREVO School on Wheels kommt auf die Insel Terschelling zum OEROL Festival und nach Dresden zum Scheune Schaubudensommer.
“MEPHISTO WALTZ” wird im Rahmen der “Russian Season” auf dem Edinburgh Fringe Festival in Schottland gezeigt.
Jetzt darf der Sommer kommen…
New events in St Petersburg in May 2012. Workshop by Anton Adasinsky + performance by Nastya Ponomareva
04. 05. 2012, 19:58 | by DEREVO
Open workshop by Anton Adasinsky (DEREVO)
Free entry.
Centre of contemporary culture “FAKEL”, Sofiyskaya ul. 44, St Petersburg, Russia
DEREVO School presents new performance by Nastya Ponomareva:
LUNIS. One Question - May 13, 2012, 20:00
LUNIS. One Answer - May 19, 2012, 20:00
BlackBox Theatre, Kazanskaya ul. 7, St Petersburg, Russia
AKTUELL - 26.04.2012 - Ein halber Kater
26. 04. 2012, 18:27 | by DEREVO
Die Nachrichten!
Das Projekt «Noah’s Arc» ist abgeschlossen!
Anderthalb Jahre Mühen: St. Petersburg, Moskau, Potsdam, Dresden, Leipzig!
Herzlichen Glückwunsch an die Studenten Nastia Ponomarjowa, Pawel Aljochin (Gleb Sinitschkin) und Machina Dzhurajewa. Das ist das erste Bühnenstück, das sie selbst kreiert und realisiert haben.
Alexei Lanskoi ist nun nicht mehr und nicht weniger als der technische Direktor von DEREVO!
Außerdem hat Nastia die Hauptrolle (Pieretta und das Treue Äffchen) in dem Stück «HARLEKIN» auf dem Festival «Solotaja Maska» («Goldene Maske») gespielt. Gar nicht schlecht für die zwei Jahre, die sie bei DEREVO arbeitet…
Von Zhukowsky kann man in den letzten Nachrichten lesen. Und Lena muss man einfach nur sehen.
Nun die nächsten Auftritte:
In Polen zeigt Nastia Ponomarjowa ihr Solo «Lunis»
Unser geliebtes OEROL auf Terschelling. Die «DEREVO school on wheels» wird die gesamten 10 Tage auf der ganzen Insel improvisieren. Am Tag wie auch in der Nacht.
Und das wunderbare Jahrmarkts-Festival «Schaubudensommer» in Dresden, wo es Zelte und Ausrufer gibt… alles wie vor langer, langer Zeit…
Und danach Edinburgh mit dem «Mephisto Waltz». Wir können ohne dieses Adrenalin nicht leben. Anja Bogodist entfaltet dort eine breit angelegte Offensive gegen die armen Schotten. «Russian in Roxy». Ufff…
Das war’s! Trockenere und unpersönlichere Nachrichten habe ich seit Langem nicht geschrieben. Noch ein Passbild als Beilage und eine Vase auf einem Fensterbrett mit einem halben Kater.
Anton.
Text: Anton Adassinsky
Übersetzung: Rainer Jäckel
Foto: Natalia Krimskaja, Roman Ekimov, Alexej Kostromin
Als Gestern Heute war (AKTUELL - Archiv) »»
AKTUELL - 23.02.2012 - Noah’s Ark
23. 02. 2012, 23:55 | by DEREVO
Im System «DEREVO» gibt es eine ganze Serie von Übungen, die der Arbeit mit Ankern gewidmet sind: mit Gewohnheiten, Vorlieben, Verpflichtungen, Wünschen…
Diese Übungen habe ich mit Vergnügen (mit deren freudiger Zustimmung) an einer einzigen Versuchsperson ausprobiert. Und dieser Mensch ist glücklich und froh geworden, mehr als zuvor. Für die Mitmenschen wurde er zu einer nutzlosen, aber furchtbar interessanten Gestalt.
Dieser Mensch erscheint in meinem Leben selten. Und stets im rechten Moment.
Ich betrachtete den Schriftzug „Ketzal. Zweites Kapitel“.
Ich hatte das Gefühl, dass sich einige Menschen in der Welt in diesem Moment ebenfalls unruhig umschauen.
Das Telefon klingelte, nicht das Handy, sondern das seit Langem nutzlose Bürotelefon. Er war es, der anrief und fragte, ob er im Studio wohnen könne.
Er kam mit einem Rucksack, war wieder fröhlich. Im Hof hob er ein Erdloch aus, darüber schlug er ein Zelt auf. Den ganzen Tag salzte er Kraut ein, sang und kehrte.
Wenn ich nach links gehe und er nach rechts, dann treffen wir uns nach einer Erdumrundung wieder.
So sind wir uns begegnet, und wir haben gemeinsam „La Divina Commedia“ geschaffen. Einige Jahre danach „Islands“.
Zu dem Erdloch erklärte er, dass er herausfinden wollte, warum Bären an ihren Pfoten saugen, was es mit der Verlangsamung der Funktionen des Organismus auf sich hat und allein schon damit, dass man sich unterhalb des menschlichen Tätigkeitsfeldes befindet. Er bat mich, die Abdeckung darüber zu schieben und sie mit Erde zu bedecken, und er gab zu bedenken, dass auch Gott die Mühe nicht gescheut hätte, die Arche Noah eigenhändig von außen mit Pech zu verkleistern.
Die Arche Noah…
Sicher kennen Sie diese Geschichte. Es gibt da so eine Stelle. Es war beschlossen, dass die Erde vom Unrat gereinigt wird. Aber der Herr konnte dieses Gemetzel nicht anrichten, solange sein Erstgeborener am Leben war. Darum wartete er, bis Adam gestorben war…
Ich deckte die Höhle mit Erde zu und wunderte mich über den frühlingshaften Humusgeruch. Alles fügte sich zueinander.
Also: „Ketzal. Zweites Kapitel. Noah’s Ark“
Dieser Mensch heißt Oleg Zhukovsky. Einst hatte er in Petersburg „The Rider“ gesehen und war die ganze nach durch Pfützen gesprungen; am Morgen fuhr er uns nach.
Mit demselben Rucksack.
Es ist ein gutes Zeichen, dass er wiedergekommen ist.
Text: Anton Adassinsky
Übersetzung: Rainer Jäckel
Fotos: Oleg Zhukovsky
Preview:
9. - 11. März 2012, Fabrik Potsdam, Potsdam (DE)
Karten Online »
Preview:
22. März 2012, Music Hall, St. Petersburg (RU)
Karten Online » [ru]
Premiere:
6. - 8. April 2012, Festspielhaus Hellerau, Dresden (DE).
Karten Online »
Premiere:
12 - 14 April 2012, Schaubühne Lindenfels, Leipzig (DE).
Karten Infos »
Als Gestern Heute war (AKTUELL - Archiv) »»
AKTUELL - 10.01.2012 - «Ich darf nicht…»
10. 01. 2012, 22:20 | by DEREVO
Anton und DEREVO sind nach wie vor mit der Vorbereitung der Dreharbeiten zu dem Musikfilm „Doppio“ (Regie: Anton Adassinsky) beschäftigt:
Anton glaubt, das Drehbuch sei noch nicht fertig. Der Gitarrist I. Timofejew dagegen meint, dass der Clip „Zvezda“ („Der Stern“) alle Ideen des Films in sich vereint und dass die Dreharbeiten abgeschlossen sind…
L. Lejkin ist der Ansicht, dass es sich um einen mehrteiligen Film handelt, der genau mit der dritten Folge anfängt…
Alles in allem, die Arbeit ist im Gange.
Endlose Musikproben, Szenenfotos und Probedrehs… Wir hoffen, dass wir schon im März mit den Aufnahmen beginnen können, aber bis dahin – sehen Sie das hier…
Wir bitten um Ihre Aufmerksamkeit für den Clip „Zvezda“. Dazu gehören ein wichtiges Foto und ein langer Text, der dessen Wichtigkeit erläutert.
Verstehen Sie mich richtig. Ein neues Ding ist etwas Neues, ein altes – etwas Altes. Ein Ding kommt ohne Wärme in die Welt. Dann begegnet es seinem ersten Menschen. Es nimmt einen Teil seiner Wärme in sich auf, einen Teil seiner Seele. Später immer mehr und mehr. In die Liebe anderer Menschen getaucht, fängt es an zu funkeln, und der Kreis seiner Bewunderer wird größer.
Menschen und Dinge haben gelegentlich Streit, sie leben in Scheidung, sie picknicken, heiraten, begehen Verbrechen… Ein Ding kann von zu Hause weglaufen oder sich einen anderen suchen… Ein Ding kann strafen oder sogar töten…
Verstehen Sie mich richtig…
Es gibt lebendige Dinge, und es gibt tote Dinge. Wie auch Menschen. Jedoch wird ein toter Mensch begraben. Ein totes Ding dagegen lebt in der Welt fort bis zu seinem physischen Verschwinden.
Ein lebendiges Ding ist immer Teil eines Menschenschicksals gewesen. Selbst wenn es sich um ein Auto handelt oder um einen Salzstreuer. Anfang der 70er fingen die Menschen an, traurige Lieder zu singen. Und auf die Töne dieser Balladen setzten sich wie Vögel Ermüdung und Misstrauen. Misstrauen in vieles. Unter anderem in die eigene Arbeit. Warum sollte man ein gutes Ding machen? Wer erkennt den Unterschied?
Das kaltblütige und gesichtslose China hat uns mit toten Dingen überschüttet. Das Schreckliche ist, dass sie Kopien von echten Dingen sind, und dass in jedem davon ein kleiner Mensch mit Borstenbärtchen und verschlagenen Augen sitzt…
Die Musikinstrumente haben sich am längsten gehalten…
Ich suche alte Gitarren. Ich versuche sie zu erhalten und ihr Leben ein wenig zu verlängern. Ich weiß, dass der Tag kommt, an dem auf der Erde KEINE EINZIGE alte Gitarre mehr übrig sein wird. Aber bis dahin…
Eine Höfner „Congress“ aus den Fünfzigern. Damals eine preiswerte Gitarre. Und sie war anspruchslos in der Handhabung: sei am Strand oder beim Picknick… Darum sind ganz wenige von ihnen übrig geblieben.
Die Anzeige hatte wegen ihrer Kürze und Unentschlossenheit mein Interesse geweckt: „Alte Gitarre abzugeben“ Punkt. Und nur durch ein einziges Foto, auf dem im Vordergrund ein altes Futteral zu sehen war.
Es hatte den Anschein, dass der Besitzer ihr nicht nahe kommen wollte. Der Preis war offenbar aus der Luft gegriffen: 100 Euro. Wegen der Umrisse erriet ich, dass es eine Höfner war. Am Telefon bestätigte der Besitzer: dass es eine Höfner ist und dass die Gitarre 40 Jahre an der Wand gehangen hatte. Wir verabredeten uns.
In der Nacht, im Hausflur seines bayrischen Häuschens, fragte ich ihn, ob er wisse, dass diese Gitarre sehr viel mehr wert ist.
- Schon möglich, sagte er, aber das ist jetzt unwichtig.
Die hundert Euro steckte er nicht ein, er suchte einen Platz, wo er sie hinstecken konnte. Das Geld versengte ihm die Hände. Zusammen verstauten wir die Gitarre im Futteral. Sie wollte nicht hineinrutschen. Ich fragte ihn, ob er Gitarre spielt. Er antwortete mit lauter Stimme, so als sei es noch für jemand anderen bestimmt:
- Nein, aber mein Vater hatte es sich sehr gewünscht. Er hat sie mir vor sehr langer Zeit geschenkt. Dann berichtigte er sich: er hat sie für mich gekauft.
Er wollte, dass ich möglichst schnell wieder wegfahre. Ich wollte dasselbe.
Ich musste die Fenster im Wagen öffnen, so stark roch das Futteral nach Fäulnis. Diese Gitarre hatte niemals an der Wand gehangen! Sie war im Keller eingesperrt gewesen, seit endgültig feststand, dass aus dem kleinen Jungen kein Musiker werden würde. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt, und weder der Vater noch der Sohn hatten es übers Herz gebracht, sich von ihr zu trennen.
Sie begann zu funkeln, als ich die Schimmel- und Rußschicht von ihr entfernt hatte. Es stellte sich heraus, dass sie NEU war! Niemand hatte jemals auf ihr gespielt. Im Korpus bemerkte ich einen Zettel. Ich zog ihn hervor und blieb lange sitzen, weil ich nicht wusste, was ich damit anfangen sollte. Auf den zerknüllten Papierfetzen war von Kinderhand etwas gekrakelt: ein Junge hinter einem Gitter aus Saiten und die Aufschrift:
«Ich darf nicht».
Text: Anton Adassinsky
Übersetzung: Rainer Jäckel
AKTUELL - 31.12.2011 - Guten Rutsch!
31. 12. 2011, 16:44 | by DEREVO
Du schläfst.
Eingerollt, das Kissen im Arm, in die Decke gekuschelt.
Das ist die Nacht.
Und du schläfst,
Und niemand weiß, wer du sein wirst am klingenden Morgen.
Welches Panzerhemd du dir anziehst. Ob du Politiker sein wirst, eine treue Gattin, ein alter Mann und…
Du schläfst, und auch der schläft, den du sehen wirst im Fadenkreuz des Gewehrs, oder in einem Laden, mit einer Avocado in der Hand…
Und auch die, wegen der du die Bahn verpasst, liegt im Schlaf…
Wir sind Kinder in dieser Nacht
Und es ist nicht wichtig, von wie viel Reichtum du träumst, und wie groß das Bild ist über dem Bett. Und die zitternden Diener vor der Tür, die alle zehn Minuten den Kaffee austauschen, damit er nicht kalt wird.
Und für alle gibt es das eine Bett, das eine Haus, die eine Welt.
Wir schlafen, und, Herr, lass uns noch etwas ruhen, bis wir wieder in die Panzer des Lebens schlüpfen.
Ich weiß, dass ich aufstehe und werde, der ich sein muss, der ich sein soll, der ich bin aus Gewohnheit.
Aber jetzt ……… — kein Krieg, kein Verrat, keine Mühen.
Wir schlafen
Wie Kinder
Und
Auch ich will, so wie du
Lieben und Liebe empfangen.
Mögen Uns Jene Vergeben, Die Wir Am Tage Kränken Werden!
Auch sie haben diese Nacht geschlafen und mir Gutes gewünscht.
Ich schlafe.
Alles Gute im Neuen Jahr!
Text: Anton Adassinsky
Übersetzung: Rainer Jäckel
Foto: Anton Adassinsky, Igor Fomin, Nastja Ponomarewa, S. Neuhaus, T. Beloussowa
Video: Nastja Ponomarewa
Sokurows “Faust” kommt in die Kinos
13. 11. 2011, 22:56 | by DEREVO
Im Januar 2012 kommt der Siegerfilm des 68. Filmfestivals von Venedig, der “Faust” von Alexander Sokurow, in mehreren Ländern zugleich in die Kinos.
Anton Adassinsky hat in diesem Film eine der Hauptrollen, den Wucherer (Mephistopheles)
gespielt. In dem Film, der ausschließlich in deutscher Sprache gedreht wurde, hat Santiago Ziesmer, einer der bekanntesten Synchronsprecher in Deutschland, dem Wucherer seine Stimme geliehen.
Am 14. Januar beginnt für den “Faust” der Verleih in Deutschland.
Am 19. Januar ist der Kinostart in Österreich und Ende Januar in Russland - erst in St. Petersburg, dann in Moskau und später auch in anderen Regionen.
Inzwischen hat der Film bereits an einer Vielzahl internationaler Kinofestivals teilgenommen, darunter in:
- Venice International Film Festival (der Goldene Löwe)
- Toronto Int’l Film Festival, Kanada
- Reykjavik International Film Festival, Island
- Busan International Film Festival, Korea
- FESTIVAL DU NOUVEAU CINEMA Montreal, Kanada
- London BFI, Großbritannien
- Mumbai Int. Film festival, Indien
- VIENNALE - Vienna International Film Festival, Österreich
- São Paulo International Film Festival, Brasilien
- AFI FEST, Los Angeles, USA
- Taipei Golden Horse Film Festival, Taiwan
- LEFF - Lisbon and Estoril Film Festival, Portugal
- Mar del plata, Argentina
- Kolkata Film Festival, Indien
- European Film Forum Scanorama, Littauen
Einige Festivalstarts stehen noch aus:
- Bucharest Experimental IFF, Rumänien
- Tallinn Black Nights Film Festival, Estland
- Gijon Int. Film festival, Spanien
- International Film Festival of Kerala, Indien
- Chennai International Film Festival, Indien
Photo - Jiri Hanzl. © Proline-Film
MEPHISTO WALTZ und Workshop von Anton Adassinsky in Sotschi (RU), Nov. 2011
13. 11. 2011, 18:24 | by DEREVO
Nach dem Auftritt beim TEXTUR Festival in Perm (Russland) begibt sich DEREVO mit MEPHISTO WALTZ und einem weiteren dreitägigen Workshop von Anton Adassinsky im Rahmen des Festivals “TEXTUR-Olymp” nach Sotschi (Russland).
Alle Details und das Anmeldeformular zum Workshop sind unter dem folgenden Link (auf Russisch) zu finden »
AKTUELL - 08.10.2011 - Homo ludens
08. 10. 2011, 15:57 | by DEREVO

Einen Tag vor der Zeremonie der Preisverleihung gaben Johannes Zeiler (Faust) und ich je 32 Interviews. Sokurow sogar noch mehr.
Jedes Interview begann mit dem Satz: „Was empfinden Sie nach der Entgegennahme des Goldenen Löwen?“
Beim ersten Interview zuckte ich zusammen. Was, haben wir ihn etwa schon?
- Nein, sagte der Reporter, aber wenn Sie ihn erhalten, dann fügen wir das ein, wenn nicht, schneiden wir es heraus. Wir wollen Sie doch nicht zweimal interviewen.
Also schilderte ich in den herrlichsten Farben, was für eine Freude das für uns sei. Zum Glück wusste noch niemand, wem der Preis überreicht werden würde.
Nach dem fünften Interview war ich es leid, ein und dasselbe zu wiederholen. Ich kam ins Stocken, wurde ärgerlich, ich warf den Reportern vor, dass sie ihr Handwerk nicht verstehen, und der Stadt Venedig die Hitze, - kurz gesagt, ich war müde. In der Mittagspause ging ich in mein Hotelzimmer und holte den Recorder, weil ich das Gefühl hatte, dass ich etwas sagen könnte, woran ich mich später nicht mehr erinnern würde…
Hier sind Auszüge aus den Interviews nach der Mittagspause.
Für das koreanische Fernsehen:
Sagen Sie, was war das Schwierigste während der Dreharbeiten?
Am allerschwierigsten war es, dem Regisseur 47 Tage lang in den Rücken zu starren, weil Sokurow für die Aufnahmen nicht nur einen riesigen Spiegel benutzte, sondern, um das Bild selbst richtig sehen zu können, einen Autorückspiegel auf der Schulter trug. Deshalb stand ich während der Regieabsprachen hinter Sokurow und unterhielt mich mit seiner Schulter. Das ist mir in Fleisch und Blut übergegangen, und als ich ihm in Venedig begegnet bin, habe ich ihn glatt nicht wiedererkannt.
Für eine Zeitung aus Weißrussland:
Sagen Sie, Anton, es gibt doch bei Filmaufnahmen immer Episoden, die nicht in die endgültige Fassung eingehen. Gab es solche Episoden auch im „Faust“?
Ja, selbstverständlich! Am Anfang des Films, in den ersten Sekunden, kommt Faust zu Tode. Sicher werden Sie über diesen kühnen Regieeinfall staunen. Faust wird im Spital unter einem Gestell mit einer Leiche begraben, die er soeben seziert hatte, um den Sitz der Seele zu finden. Sein Famulus Wagner versucht ihn herauszuziehen. Er holt eine unbestimmte Masse hervor, die keine Ähnlichkeit mehr mit Faust besitzt, etwas Aufgequollenes und Unappetitliches. Dabei handelt es sich jedoch um Faust, der mit dem Tod eins geworden ist. Eben das ist meine Figur, der Mephistopheles. Faust lebt in meinem Innern fort. Beim finalen Schnitt ist diese ganze Passage von 15 Minuten weggelassen worden. „Das ist auch so klar, meinte Sokurow, wozu sollen wir das durchkauen?..“ Am Anfang des Films stirbt Faust also nicht, aber ich behalte den geschwollenen Bauch.
Für eine japanische Zeitung:
Anton, können Sie uns sagen, was während der Dreharbeiten am gefährlichsten war?
Am gefährlichsten war die Kunst des Rückwärtsgehens. Besonders über die Lava in Island. Da der gesamte Film rückwärts gedreht wurde, vollführten die Darsteller alle physischen Handlungen in umgekehrter Reihenfolge (der Filmstreifen in der Kamera wurde dabei rückwärts gespult), um auf der Leinwand eine ungewohnte Form der Bewegung zu erschaffen. Deswegen ist ein längerer Abschnitt — die „Unterwasserschlacht“ um Margarethe — nicht in den Film eingegangen. Wir haben nicht gelernt rückwärts zu schwimmen, und Sokurow wollte keinen Kompromiss eingehen.
Ich weiß nicht mehr für wen:
Das Seltsamste war ein Tal in Island, wo wir im Boden in der Umgebung eines Geysirs hunderte Abdrücke menschlicher Gesichter sahen, so als hätte jemand das Gesicht mit Gewalt in den Boden gedrückt. An der Stelle des Mundes waren überall tiefe Löcher. Es stellte sich heraus, dass dies das berühmte Tal des Schnüffelns war. Jeden Sonntag legen sich hunderte Menschen mit dem Gesicht nach unten hin, um die heilkräftigen Schwefeldämpfe zu inhalieren. Das Aufnahmeteam legte sich ebenfalls nieder, jedoch, da sie es nicht gewohnt waren, begann der Chefkamera-mann bald zu haluzinieren. Er schlug vor, den Geysir rot zu färben. „Das würde zu Tarantino passen“, meinte Sokurow.
Für das italienische RAI Uno:
Die Friesischen Pferde, auf denen wir ins Inferno galoppieren, sind sehr teuer und selten. Sie sind auch dafür bekannt, dass sie Wörter nachsprechen können, in denen mehrere „G“ und „R“ vorkommen. Eines davon (es war meines) sagte — dank seinem tschechischen Pferdepfleger, einem Puschkin-Verehrer — vernehmlich „Grom gremit…“ und „Redkij dar…“
Für das griechische Fernsehen:
Anton, was war für Sie das Lustigste, woran Sie sich erinnern?
Es gab viel zu Lachen. In einer Drehpause bin ich in den Wald gegangen. Ich wollte mich entspannen. Ich ging ohne ein bestimmtes Ziel spazieren und fand zufällig eine riesige Pilzstelle. Lauter Steinpilze und Birkenpilze. Ich hatte keinen Korb dabei, stopfte mir die Taschen voll, zum Glück war das Kostüm weit geschnitten. Als ich genug Pilze hatte, wurde mir klar, dass ich vom Weg abgekommen war. Ich fürchtete, dass ich die Dreharbeiten aufhalten würde. Ich fing an laut zu rufen, auf Russisch und auf Italienisch… Eine tschechische Pilzsucherfamilie tauchte auf und rannte gleich wieder weg. Ich hatte vergessen, was für eine Maske ich hatte. Eine Viertelstunde später erschienen drei Polizisten. Ich erklärte auf Tschechisch, dass ein Film gedreht wird, und wies zielsicher in irgendeine Richtung. Dorthin brachen wir auf. Zwanzig Minuten später kehrten wir wieder um, wobei ich die Richtung angab, und wir verliefen uns endgültig. Der eine zog die Pistole, der andere forderte einen Hubschrauber an. Es dauerte eine Weile, bis der Hubschrauber eintraf. Es dämmerte bereits. Landen konnte er nicht, aber er flog vor uns her. Als wir voller Zecken und Ärger am Drehort anlangten, hatten mir die Polizisten nichts vorzuwerfen. Und ich war auch nicht verstimmt. Dem klugen Sokurow fiel nichts Besseres ein als mich zu fragen:
Wo haben Sie sie gefunden?
Im Wald, gab ich zur Antwort, weil ich an die Pilze dachte, da gibt es jede Menge.
Und am 10. September spielten wir wie nach Noten das Stück „Limousine. Teppich. Foto. Goldener Löwe. Foto. Limousine. Viel Whisky. Nacht. Venedig. Morgen. Heimreise“.
Der Rausch dieser Tage ist ziemlich schnell verflogen. Was bleibt ist der „Faust“. Und die für ein Festival ungewöhnlich lange anhaltenden Ovationen für den Regisseur Sokurow.
Text: Anton Adassinsky
Übersetzung: Rainer Jäckel
Video: Elena Iarovaia
Der Goldene Löwe für Alexander Sokurows Faust in Venedig
11. 09. 2011, 00:00 | by DEREVO
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Anton Adassinsky & Alexander Sokurow. Foto von Jiri Hanzl. (c) Proline-film.ru
Internationale Presse über Sokurows “Faust” »
Anton ist jetzt unterwegs zurück nach Dresden. Die nächste Station wird allerdings die Stadt Perm in Russland sein, wo DEREVO am Festival “Textur” teilnimmt und das Stück MEPHISTO WALTZ, das durch die Antons Arbeit am “Faust” entstanden ist, zeigt. Außerdem ist ein Workshop von Anton Adassinsky in Perm geplant.
Venedig, Perm, Sankt Petersburg, Moskau, Sotschi…
23. 08. 2011, 19:02 | by DEREVO
Am 8. September 2011 sind Anton Adassinsky und Elena Iarovaia bei der Weltpremiere von Alexander Sokurows “Faust” beim 68. Filmfestival von Venedig anwesend. Im Film von dem russischen Meisterregisseur spielte Anton Adassinsky den Wucherer als Verkörperung von Mephistopheles. Ein tolles Team hat beim Film mitgewirkt: unter anderen auch der österreichische Schauspieler Johannes Zeiler, der Faust gespielt hat, Isolda Dychauk als Margarete und Hanna Schygulla als die Wucherers Frau. Mit den erstaunlichen Bildern von dem Kameramann Bruno Delbonnel (”Die fabelhafte Welt der Amelie”, “Mathilde - Eine große Liebe”, “Harry Potter und der Halbblutprinz”) ist “Faust” (laut der britischen Zeitung The Guardian) einer der zehn Favoriten der sehr starken Aufstellung im Rennen um den Goldenen Löwen.
Als nächstes reist DEREVO nach Perm: MEPHISTO WALTZ wurde zum Festival “Textur” eingeladen. Danach führt Anton Adassinsky noch ein 3-tägiges Workshop durch.
In Sankt Petersburg tritt Anton mit der band AVIA auf und es folgen zwei weitere Vorstellungen von MEPHISTO WALTZ in Russland: eine in Moskau und eine in Sotschi, wo das permanent wachsende Kulturangebot die Stand auf die Gastgeberrolle für die olympischen Winterspiele 2014 vorbereiten soll.
Alle Termine finden Sie in unserem Tour-Plan »
DEREVO.org Web-Master
Workshop von Anton Adassinsky in Perm (RU), Sept. 2011
13. 08. 2011, 21:46 | by DEREVO

Auf dem TEXTUR Festival in Perm (Russland) zeigt DEREVO MEPHISTO WALTZ und danach ist ein dreitägiges Workshop von Anton Adassinsky geplant.
Alle Details und das Anmeldeformular zum Workshop sind unter dem folgenden Link (auf Russisch) zu finden »
AKTUELL - 24.07.2011 -Auf geht’s
24. 07. 2011, 18:32 | by DEREVO
- Macht einem guten Menschen die Tür auf, sonst schlägt er sie ein! («Aibolit-66», UdSSR, 1966)
Liebe Freunde!
Mit der Vorstellung in Jyväskylä sind anderthalb arbeitsreiche Jahre zu Ende gegangen.
Anton und Lena treten gemeinsam einen Kreativurlaub auf der Insel der kleinen Äffchen und Schmetterlinge an. Sie schreiben das Drehbuch für einen Spielfilm. Das Angebot des Studios „Lenfilm“ kam völlig überraschend. Bereits im Oktober beginnt planmäßig die Vorbereitungsphase. Wovon der Film handelt, das bleibt zurzeit noch geheim.
Und im September dreht DEREVO «zum Aufwärmen» die Clips zur Musik der „Positive Band“. Wir stellen uns aber vor, dass daraus ein in sich geschlossener Film wird… Und das ist gut so.
Es spielen:
So Einer Durch und Durch – Anton Adassinsky
Chief Wah-Wah – Igor Timofeev
Ferdinand – Nikolaj Gussev
DJ Cornflower – Andrej Sisinzew
Emmanuel Brüskind – Alexej Rachov
Befreundeter Geometer – Viktor Wyrwitsch
Fregatte «Feuersturm» – Elena Iarovaia
Sanftmütiger Riese (Gentle Giant) – Wadim Twerdjukow
In weiteren Rollen alle anderen von DEREVO, viele – viele Freunde, Künstler, Kinder, Maler, Musiker, Tänzer…
«… Sechs Musiker verdienen sich bei Festlichkeiten etwas dazu. Wieder ein Anruf -, der Gastgeber schickt einen Wagen vorbei, der sie abholen soll. Beim Anblick des Wagens wird den Burschen klar, dass sie diese Feier so bald nicht vergessen werden: das Auto ist aus den Mittelfußknochen von Drogendealern zusammengesetzt und das Segel aus tausend blauen Halstüchern von Thälmannpionieren genäht, am Lenkrad sitzt der Riese Albinos vom aussterbenden Geschlecht der Ziegenbockshörnchen»
So Einer Durch und Durch
«…der Jungbrunnen des Lachens ist am Versiegen, der Eimer scheppert über das bemooste Mauerwerk, doch anstatt lustiger Späße wird nur Tristesse in einer Waldmeister-Flasche mit Grünschleier zutage gefördert…»
DJ Cornflower
«…Das wird ein Musikfilm. Sogar übervoll von Musik…»
Emmanuel Brüskind
Wer mithelfen will - bei Kostümen, Ton und Beleuchtung, Kulissen, Maske, Pausenversorgung, als Assistent am Set - wer mit Einfallsreichtum und Optimismus dabei sein möchte, … schreibt uns bitte.
Unterdessen beenden Vadim Tverdjukov, Nikolaj Gussev und Nastja Ponomarjova das Abmischen und Mastering des Albums „Die Katze auf der Knopfharmonika“ der Gruppe „Positive Band“
Je weiter, je mehr …
- September – «Faust» von Sokurov ist im Wettbewerbsprogramm der Filmfestspiele von Venedig (Frack nicht vergessen!)
- Großes Theaterprojekt in Perm..
- Konzert der Gruppe AVIA in St. Petersburg im Sportpalast „Jubilejnyj“…
- Vorbereitungen zu einem Stück, das im Rahmen einer Ausstellung von M.Chemiakin aufgeführt werden soll…
«Schlaflosigkeit, Homer, geblähte Segel. Die Aufzählung der Schiffe las ich nur bis zur Hälfte…»
Gaudeamus igitur!
Text: Anton Adassinsky
Übersetzung: Rainer Jäckel
Foto: Elena Iarovaia, Roman Ekimov, Anton Adassinsky u.a.
Bilddesign: Elena Iarovaia
Video: Elena Iarovaia

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